Heimatbund St.Tönis 1952 e.V.

Vorgeschichte
Vor etlichen Jahren waren erste Anzeichen der Sorge um unser Tönisvorster Krankenhaus bereits erkennbar. Damalige Bemühungen vor fast 10 Jahren – die bis heute anhalten – sich auf ein Haus der Grundversorgung mit dem Spezialgebiet „Geriatrie“ (Altersheilkunde) gesund zu schrumpfen, führten bisher nicht zum Erfolg. Dazu geriet unser Krankenhaus in der hiesigen Presse noch in negative Schlagzeilen. Der frühere Krankenhausgeschäftsführer Fischer hielt nach seiner Entlassung aus dieser beruflichen Tätigkeit durch einige seiner Pamphlete die Tönisvorster Bürger in Atem bis schließlich ein Gerichtsbeschluß ihn stoppte. Auch gab es in der Artikelserie „Aufgespießt“, des ehemaligen Tönisvorster Stadtredakteurs Dieter Brenner von den „Niederrhein-Nachrichten“, mittwochs so manches Erstaunliche und Negative rund um unser Krankenhaus zu lesen. Ob diese „Vorkommnisse“ damals schon dem NRW-Gesundheits-Ministerium bekannt wurden und einen fatalen, negativen Prozeß in Gang setzten, ist nicht erwiesen aber auch nicht auszuschließen.

Es brodelt bereits
Im Oktober 1996 haben die Verantwortlichen des Tönisvorster Krankenhauses auf Wunsch des Tönisvorster Stadtrates einen Besuch beim NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) durchgeführt. An diesem Gespräch haben teilgenommen der zweite stellvertretende Bürgermeister Franz Kersten, der Krankenhausgeschäftsführer Klaus Becker, der Krankenhaus-Aufsichtsratsvorsitzende Günter Körschgen und der Krankenhauschefarzt der Inneren Abt. Dr. med. Erich Tizek. Man hat die Situation des Krankenhauses vor Ort diskutiert, man wollte von diesem Gespräch ein Protokoll machen und dieses zustellen.

Jetzt wird’s ernst
Anstelle des Protokolls kam ein Schreiben vom MAGS, in dem man vorschlug, das Tönisvorster Krankenhaus aus dem Krankenhausbedarfsplan herauszunehmen. Anfang November 1996 wurde dies den Tönisvorster Bürgern über die hiesige Presse mitgeteilt.
In der Öffentlichkeit tauchte die Frage auf; ob der Rat der Stadt Tönisvorst nicht zu spät gehandelt, und vor allen Dingen die Bürger nicht früh genug unterrichtet habe?! Hierauf gab Bürgermeister Albert Schwarz im WDR-Fernsehflim von Gustav Kemperdick – der am 12. April 1997 gesendet wurde – folgende Antwort: „Wir hatten zunächst vor, das Krankenhaus an einen privaten Träger zu übergeben, um bestimmte Finanzen dadurch abzudecken. Dadurch haben wir eine gewisse Zeit verloren. Aber ich muß sagen, gerade zum richtigen Zeitpunkt noch – und das deckt sich mit dem Besuch beim Ministerium – haben wir gesagt, wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen. Von da an ist der Rat auch einstimmig den Weg gegangen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.“

Der Bürgerwiderstand formiert sich
Auf Heimatbund-Plakaten habe ich die Tönisvorster Bürger auf die Ungeheuerlichkeit der drohenden Schließung unseres Krankenhauses nochmals aufmerksam gemacht und sie aufgefordert: „Wehrt euch, Tönisvorster“. Unsere Aufforderung, Briefe nach „Düsseldorf“ zu schreiben – der sich das Druck-Design-Geschäft Sigi Holt und die Niederrhein-Nachrichten mit einem Musterbrief anschlossen – folgten rund 100 Briefe an den Ministerpräsidenten Johannes Rau (davon über 20 im Heimatbund archiviert) und 600 Briefe (davon über 300 im Heimatbund archiviert) an Minister Dr. Axel Horstmann. Die Rückantworten flossen spärlicher, von denen auch ein Teil im Heimatbund archiviert wurde.
Brigitte Sorgalla, Christiane Pohl, Irmeli Gerland und Hans-Dietrich Schatz haben spontan eine Bürgerinitiative initiiert und rund 14.000 Unterschriften für den Erhalt unseres Krankenhauses gesammelt, die über unseren Bürgermeister Albert Schwarz dem MAGS überreicht wurden.

Nachdem der Tönisvorster Stadtrat sich einstimmig für den Erhalt unseres Krankenhauses ausgesprochen hatte, fand am 23.12.1996 ein 2. Vorgespräch im MAGS statt. Aus Tönisvorst waren anwesend Bürgermeister Albert Schwarz, Stadtdirektor Günter Scheuer, und vom Krankenhaus Geschäftsführer Klaus Becker und Chefarzt Dr. med. Erich Tizek. Bei diesem Gespräch stellten unsere Vertreter fest, daß das MAGS mit alten Zahlen operierte. Die neuesten Zahlen waren dem MAGS nicht bekannt. Für unsere Vertreter war dieses Gespräch insgesamt sehr frustrierend, denn es konnte insofern kein Gespräch stattfinden, sondern die Tönisvorster Vertretung konnte nur Dinge äußern, und es wurde letzten Endes vom MAGS gesagt: „Nein, wir wollen das nicht, wir wollen das Tönisvorster Krankenhaus aus dem Krankenhausbedarfsplan herausnehmen“. Nach den darauffolgenden Presseberichten zwischen Weihnachten und Silvester 1996 wurde den Tönisvorster Bürgern klar, daß es „fünf vor zwölf“ ist. In einer von mir (Heimatbund St.Tönis) in einer Telefonaktion eilig einberufenen Besprechung „Aktion Krankenhaus“ von acht Bürgern, sollten künftige wehrhafte Schritte gegen die Krankenhausschließung beraten werden. Zu dieser Besprechung erschienen am 2. Januar 1997 ca. 100 interessierte Bürger im Rathaus, weil auch die Presse davon vorher berichtet hatte. Von den vielen Vorschlägen der aufgebrachten Bürger wurde schließlich als erste große Reaktion vom Bürgermeister Albert Schwarz eine Einwohnerversammlung gemäß der Gemeindeordnung NRW mit dem Thema: „Krankenhaus in Tönisvorst“ für den 15. Januar 1997 in der Rosentalhalle in St.Tönis vorgeschlagen, und nach einem Eilbeschluß mit anwesenden Tönisvorster Ratsmitgliedern beschlossen. Die Vorbereitungen wurden unter der Regie unseres Hauptamtleiters Rainer Fischer unter Mithilfe der Herren Günter Körschgen, Dieter Brenner, Dr. med . Rudolf Lohmeyer, Dr. med Erich Tizek, Franz Kersten, Rolf Schumacher, Albert Schwarz, Rolf Dirks, Theo Klecker und Klaus Becker in mehreren Zusammenkünften in der Gaststätte Reepen optimal geleistet.

Die Einwohnerversammlung
Auf der Rosentalhallen-Bühne, die einige Tage vorher vom Tönisvorster-Karnevals-Komitee für die Prinzengala errichtet und benutzt wurde, war das Podium für den Krankenhaus-Aktionskreis und den Gästen aus Düsseldorf aufgebaut. Das Bühnenbild dahinter, ebenfalls von der Prinzengala noch verblieben, vermittelte den Versammlungsteilnehmern den Eindruck, daß das Podium auf dem St.Töniser Rathausplatz errichtet sei, denn im Hintergrund war das Rathaus, die St.-Cornelius-Kirche und die Volksbank-Häuserzeile zu erkennen. Das Bühnenbild wurde ergänzt durch das Spruchband (von der Firma Rehse zur Verfügung gestellt) mit der Aufschrift: „Kein lebendiges Tönisvorst mit totem Krankenhaus: Rau mach‘ uns nicht, das Krankenhaus dicht!“ Vor der Bühne standen ca. 200 Stühle für „Offizielle“ und für ältere Mitbürger, und im Stehplatzbereich waren zwei erhöhte Sprecherpodien mit Mikrofonen installiert. Bei Beginn der Einwohnerversammlung, um 19 Uhr, war die Rosentalhalle mit über 2.000 Bürgern „gerammelt voll“. Auf dem Podium hatten Platz genommen und wurden vom Versammlungsleiter, Bürgermeister Albert Schwarz, begrüßt: Frau Dr. Grüber, Vice-Landtags-Präsidentin von NRW; Herr Dr. Sendler und Herr Dr. Siebertz vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales; Frau Sorgalla von der Tönisvorster Bürgerinitiative „Unterschriften für das Krankenhaus“; Herr Schumacher vom Heimatbund St.Tönis; Herr Scheuer, Stadtdirektor von Tönisvorst; Herr Körschgen, Aufsichtsratsvorsitzender vom Krankenhaus; Herr Becker, Geschäftsführer vom Krankenhaus; Herr Dr. Tizek und Herr Dr. Lohmeyer, die Chefärzte vom Krankenhaus; und Herr Klecker, der Betriebsratsvorsitzende vom Krankenhaus. Besonders begrüßte Versammlungsteilnehmer waren: der Bundestagsabgeordnete Herr Schöler; die Landtagsabgeordneten Herren Weißbrich und Schmitz; der Landrat und die stellvertretende Landrätin des Kreises Viersen, Herr Backes und Frau Morawitz.

Frau Morawitz hatte eine Stunde zuvor in Kempen eine Resolutionen von Tönisvorster Bürger an den SPD – Fraktionsvorsitzenden von NRW, Herrn Matthiesen, überreicht. Herr Matthiesen hat ihr zugesagt, daß er den Inhalt der Resolution persönlich mit Herrn Minister Axel Horstmann (SPD) besprechen wird und wir dann von ihm Bescheid bekommen. Auf diesem Bescheid warten wir heute noch.

Die Einwohnerversammlung wurde von Bürgermeister Albert Schwarz straff geführt. Dies war auch nötig, denn es kam sowohl zu Applaus als auch zu Unmutsäußerungen und gellenden „Pfui-Rufen“. Die Herren vom Ministerium hatten keinen leichten Stand. Sie schienen in einigen Sachverhalten nicht gut informiert zu sein, um nicht zu sagen „falsch informiert“. Das Tönisvorster Notarztsystem war so ein „Fall“. Hier die wörtliche Wiedergabe der Aussage von Herrn Dr. Sendler über das Tönisvorster Notarztsystem: „Ich habe mehrfach gelesen und gehört, daß mit einem Wegfall des Krankenhauses befürchtet wir – mehr kann man dazu nicht sagen – , befürchtet wird, daß die notärztliche Versorgung, die Notfallrettung, hier in Tönisvorst zusammenbricht. Jetzt gestatten Sie mir schlicht und einfach einen sachlichen, nüchternen Hinweis an dieser Stelle. Ich weiß, daß das ein sehr sensibles Gebiet ist, und ich persönlich wäre davon, wenn es wahr wäre, davon genauso betroffen wie Sie. Aber, die Notfallrettung wird nicht vom Krankenhaus in Tönisvorst organisiert, sondern vom Kreis Viersen. (Zwischenrufe) Nein, sie wird vom Kreis organisiert und der Kreis hat diese Organisation auch dann zu vollziehen, wenn es hier kein Krankenhaus gibt. Bis 1993 gab es auch hier nicht die Einrichtung, auf die jetzt gepocht wird.“
Nachdem sich die empörten Zwischenrufe aus dem Publikum gelegt hatten antwortete unser Bürgermeister Schwarz: „Ja, es ist aber ’ne falsche Information, die sie haben! Herr Dr. Sendler, ich glaube, das müssen wir bei Ihnen zunächst geradestellen.“ Hiernach sprach der leitende Chefarzt unseres Krankenhauses Dr. med. Erich Tizek u.a.:
„Das Krankenhaus bietet ein qualifiziertes Notarztsystem. Das bedeutet, das wir kurze Einsatzzeiten haben von 8 Minuten. Herr Dr. Siebertz
 (MAGS) hat dies in der Fernsehsendung gesagt. Das ist der Schnitt für NRW, und zum qualifizierten Notarztsystem gehört außerdem, daß der Notarzt aus einem Krankenhaus kommt und täglich Erfahrungen mit der Intensivmedizin hat. (Applaus) Durch dieses Notarztsystem gewährleisten wir, daß wir innerhalb von 5 Minuten in jedem Bereich von St.Tönis und innerhalb von 8 Minuten in jedem Bereich von Vorst sind. (Applaus) Bei einem akuten Herz-/Kreislaufstillstand, d.h., wenn das Herz ganz plötzlich stehen bleibt, haben Sie 5 Minuten Zeit. Wenn der Notarzt in Zukunft von außerhalb kommen sollte, dann sind Einsatzzeiten von 15 – 20 Minuten zu erwarten. Das heißt, rein aus rechnerischen Gründen, ist die Chance, in Zukunft einen akuten Herz-/ Kreislaufstillstand zu überleben, in Tönisvorst äußerst gering. 518 Noteinsätze. Und wir haben sicherlich ganz klare Unterlagen, daß in dem letzten Jahr sicherlich 15 – 20 Patienten nicht mehr leben würden, wenn der Notarzt nicht aus Tönisvorst gekommen wäre. Das Zweite ist, daß, wenn uns vom Krankenhaus schon nicht Gehör geschenkt wird, daß wir unverzichtbar für die Bevölkerung sind, so möchte ich sagen, daß alle anderen Fachleute vor Ort – die niedergelassenen Ärzte – in einem Schreiben an das Ministerium dargelegt haben, daß das Krankenhaus in Tönisvorst für die medizinische Grundversorgung unverzichtbar ist für Tönisvorst.“
Das von Herrn Dr. Sendler (MAGS) so völlig falsch dargestellte Tönisvorster Notarztsystem war dann noch Grund heftiger Auseinandersetzungen. Darüber sprachen im Laufe der Einwohnerversammlung noch Dr. med. Rudolf Lohmeyer (Chefarzt der Chirurgie), Matthias Funken (langjähriges früheres Ratsmitglied), Kinderarzt Eugen Ackermann, Walter Schöler – MdB, Herr Münster, Herr Brück und Bürgermeister Albert Schwarz. Es wurde klargestellt, daß, weil das Notarztsystem der umliegenden Städte für Tönisvorst nicht ausreichend war, die Tönisvorster Bürger, zusammen mit zwei niedergelassenen Ärzten, bereits 1982 ein eigenes Notarztsystem auf die Beine gestellt haben. Der Notarztwagen ist nicht vom „Kreis“ bezahlt worden, oder von der „Stadt“, sondern aus Spenden der Bevölkerung.
Es gab ein Rendezvoussystem zwischen diesen am Ort praktizierenden Ärzten und dem Rettungswagen, der aus Viersen bzw. Aus Kempen kam. Das Dilemma bei dieser Notfallversorgung war, daß ein Arzt alleine, ohne Sanitäter keine vernünftige Wiederbelebung machen konnte. Der Arzt mußte alleine fahren und alleine arbeiten und der Rettungswagen war eben dann doch zu spät da. Deshalb wurde das Notarztsystem im Jahre 1993 verbessert. Es wurde am Tönisvorster Krankenhaus lokalisiert. Dort steht dem Notarzt nun ein ausgebildeter Sanitäter als Fahrer zur Verfügung, so daß, wenn der Rettungswagen – der nach wie vor aus Kempen kommt – zwar auch mit seiner Verzögerung eintrifft, schon 2 Leute die Wiederbelebung machen, bis schließlich der Rettungswagen mit seinen weiteren Gerätschaften eintrifft. Völlig illusorisch ist die Meinung des Ministeriums (MAGS), daß der Rettungswagen in 8 Minuten aus Kempen kommend in St.Tönis eintreffen würde.

Ein Satz fiel in dieser Diskussion: „Man weiß in Düsseldorf (MAGS) gar nicht, was hier vorgeht!“

Eine Zwischenbemerkung
Nicht genau Bescheid wissen über eine Sachlage kann durchaus schon einmal Fakt sein. Dies deutet lediglich auf eine schlechte Recherche von Herrn Dr. Sendler und/oder Herrn Dr. Siebertz hin. Aber trotz Richtigstellung aus erster Hand – wie im Falle des Tönisvorster Notarztsystems – diese Argumente noch in Zweifel zu ziehen, deutet auf Nichtkönnen und Nichtwollen hin. Wenn diese beiden Herren bei ihrem Vorhaben bleiben, werden sie im Falle von Menschenleben später gewiß von Familienmitglieder und deren Freunden zur Verantwortung gezogen werden. Dann möchte ich nicht in der Haut der beiden Herren Dr. Sendler und Dr. Siebertz stecken. Auch NRW-Gesundheitsminister Dr. Axel Horstmann (SPD) obliegt hier als der Beschlußvollziehende die Verantwortung, die Verantwortung für die Gefahr der Tönisvorster Bürger an Leib und Leben. Wir wollen nicht hoffen, daß er „im Falle des Falles“ mit dieser Gewissenslast umgehen muß.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das Antwortschreiben des Ministerpräsidenten NRW Dr. h.c. Johannes Rau über den „Chef der Staatskanzlei“, Herrn Rüdiger Frohn auf einen Brief des Heimatbundes St.Tönis. Er schrieb: „Sollte nach Anhörung das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales aber zu der Auffassung kommen, daß das Krankenhaus tatsächlich geschlossen werden soll, dann werden die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Tönisvorst und auch die Notfallversorgung auch für die Zukunft sichergestellt sein.“
Ich schrieb an unseren Landesvater zurück: „… für die Zukunft sichergestellt sein??? Ein schwerwiegender prognostischer Satz, den man nach meiner Lebenserfahrung nur wie die Vorhersage eines Krankheitsverlaufs oder des Wetters bewerten kann. Herr Ministerpräsident, Sie dürfen nicht zu lassen – und hier bitte ich Sie um Einflußnahme – daß einer Stadt wie Tönisvorst, mit rd. 30.000 Einwohnern, in Friedenszeiten das Krankenhaus geschlossen wird. Dies wäre ein Skandal, mit schwerwiegenden Folgen für Leib und Leben der Tönisvorster Bürger im Not- und Krankheitsfall! Unser Tönisvorster Krankenhaus bleibt unverzichtbar! Sie müssen einfach den Schwachen in unserer Gesellschaft helfen, und kranke Menschen sind schwache Menschen. Bitte beziehen Sie Stellung in dieser Angelegenheit. Helfen Sie bitte den Tönisvorster Bürgern. Bei öffentlichen Zuwendungen für sächliche Dinge gibt es bestimmt bessere Einsparmöglichkeiten.

Weiter mit der Einwohnerversammlung
Die Vice-Landtags-Präsidentin, Frau Dr. Grüber (Grüne), war sehr angetan von dem Bürgerengagement und stellte die Hypothese auf, wenn sie Ärztin am Tönisvorster Krankenhaus wäre, und diese Unterstützung von der Bevölkerung spüren würde, dann würde sie diesen Tag bis an ihr Lebensende nicht vergessen.
Am Ende der Veranstaltung gegen 21,20 Uhr dankte Bürgermeister Albert Schwarz allen Bürgern für die Solidarität, die sie in der Einwohnerversammlung dem Tönisvorster Krankenhaus gezeigt hätten. Sein Schlußwort an die Herren vom Ministerium war: „Unser Krankenhaus bleibt unverzichtbar!“
Abschließend erfolgte ein Fackelzug unter Begleitung der Tönisvorster Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes zum Krankenhaus.

Öffentliche Ratsitzung
Am 20. Februar 1997 fand diese Ratsitzung wegen des zu erwartenden großen öffentlichen Interesses im „Bürgersaal“ Mertenshof statt. Hier konnten Bürger im 1. Tagesordnungspunkt zum Thema „Situation des Tönisvorster Krankenhauses“ in einer Einwohnerfragestunde gemäß § 23 GO NW – die von der Bürgerin Ursula Rau angeregt wurde – ihre Meinung sagen und auch Fragen an die Ratsmitglieder stellen. Davon wurde dann auch reger Gebrauch gemacht. Auch hier war das Fazit: „Unser Krankenhaus bleibt unverzichtbar!“ Im 2. Tagesordnungspunkt wurde vom Rat der Stadt ebenfalls über die „Situation des Tönisvorster Krankenhauses“ beraten und bei 10 Punkten Beschlüsse herbeigeführt, die alle einstimmig beschlossen wurden. Als Auswahl seien einige hier erläutert. In Punkt 6 wird die Antoniuszentrum GmbH vorsorglich gebeten, weitere Überlegungen anzustellen, ob, bzw. welche strukturellen Veränderungen in Betracht kommen, um den mittel- und langfristigen Bestand des Krankenhauses zu sichern. Solche Überlegungen sollen laut Stadtdirektor Scheuer bereits in die Gespräche mit den Kassen und ins Anhörverfahren eingebracht werden. In Punkt 7 beauftragt der Rat der Stadt Tönisvorst die Vertreter im Aufsichtsrat gemäß § 113 GO NW, einen Rechtsanwalt einzuschalten, und ggf. den Rechtsweg zu beschreiten. Auch der viel zitierte Punkt 9 wurde einstimmig beschlossen. Darin empfiehlt der Tönisvorster Rat dem Aufsichtsrat der Antoniuszentrum GmbH die Bildung einer Arbeitsgruppe zu beschließen, die das weitere Vorgehen der Stadt Tönisvorst und der Antoniuszentrum GmbH koordiniert und die Entscheidungen für die zuständigen Gremien vorbereitet. Mitglieder dieses Gremiums sind Albert Schwarz/Bürgermeister, Horst von Brechan/CDU, Lothar Vauth/SPD, Franz Kersten/UWT, Helge Schwarz/Bündnis 90-Die Grünen, Wilfried Schmitz/FDP, Günter Scheuer/Stadtdirektor, von der Antoniuszentrum GmbH Günter Körschgen/Aufsichtsratsvorsitzender, Horst Rabe/Stellv. Aufsichtsratsvorsitzender, Klaus Becker/Geschäftsführer, Theo Klecker/Betriebsratsvorsitzender und die beiden Chefärzte Dr. med. Erich Tizek und Dr. med. Rudolf Lohmeyer. Im abschließenden Punkt 10 wurde festgelegt, daß dem Rat der Stadt Tönisvorst und den zuständigen Gremien unverzüglich über die weitere Entwicklung zu berichten ist, und soweit möglich, auch den Bürgern.

Bürger gründen Aktionskomitee
Am Ende dieser Ratssitzung entschlossen sich einige Bürger um den Initiator Günter Wolfs, am kommenden Tag, den 21. Februar, ein „Tönisvorster-Aktions-Komitee-pro-Krankenhaus“ zu gründen. So geschah es auch. Da ich mich als Heimatbundvorsitzender dazu aufgerufen fühle, für den Erhalt unseres Krankenhauses mich mit aller Macht einzusetzen und dafür zu kämpfen, wurde ich Mitglied dieser Bürgeraktion und stellte dem 11-Personen starken Komitee unsere Heimatbund-Stube als Besprechungsort fortan zur Verfügung. Mitglieder dieses Arbeitskreises sind: Günter Wolfs (Sprecher des Komitees), Irmgard Gerland, Dr. med. Rudolf Lohmeyer, Theo Klecker, Rolf Schumacher, Sylvia Berndt, Dr. med. Friedhelm Caspers, Brigitte Sorgalla, Christiane Pohl, Heinz-Josef Köhler und Werner Lessenich. Wir Bürger wollen das Tönisvorster Krankenhaus unbedingt erhalten und damit auch die über 200 Arbeitsplätze retten. Darum müssen wir Tönisvorster Bürger dafür was tun, und wollen damit dem Rat der Stadt Tönisvorst und den zuständigen Gremien zur Seite stehen bei ihrem Kampf um den Erhalt unseres Krankenhauses. Wir wollen losgelöst von jedweder Parteipolitik mit Aktionen die Öffentlichkeit in Tönisvorst und im ganzen Land auf unsere besondere Situation und auf unser Tönisvorster Krankenhaus aufmerksam machen. Wir müssen dafür sorgen, daß unsere Aktionen in „Düsseldorf“ und überregional registriert werden. Nur dann wird der Druck auch in „Düsseldorf“ entstehen. Man wird mit sachlichen Argumenten, so glauben wir, keinen mehr überzeugen können. Die sachlichen Argumente sind weitgehendst ausgetauscht und werden nach unserem Verständnis verfälscht. Wir wollen dem MAGS mit unseren Aktionen kundtun: „Unser Tönisvorster Krankenhaus ist unverzichtbar“.


Artikel im Heimatbrief 137 – mit den Donnerwetter-Aktionen 1 bis 8
Der Name „Donnerwetter am Donnerstag“ wurde bei der ersten Zusammenkunft des „Tönisvorster Aktionskomitees pro Krankenhaus“ in der Heimatbund-Stube erdacht. Von Mitgliedern dieser Gruppe wurde ein Geldbetrag von zunächst 400,- DM zur Verfügung gestellt, damit für den Anfang Mittel zur Durchführung von Aktionen bereit stehen. Die gemeinschaftlich erdachten Aktionen sind in folgender Reihenfolge durchgeführt worden:

1. Aktion am 27. Februar 97: „Vitamin C“.
Ohne Krankenhaus kann sich niemand mehr leisten krank zu werden. Das Komitee sorgt sich um Ihre Gesundheit. Deshalb verteilt das Komitee Früchte. Dieser Vitaminstoß ersetzt zwar kein Krankenhaus, beugt aber eventuell der „Unterversorgung“ vor. In St.Tönis auf dem Rathausplatz und der Hochstraße wurden vom Komitee zwischen 10 und 12 Uhr Orangen an Bürger verteilt und mit Ihnen über das Thema „Unverzichtbarkeit unseres Krankenhauses“ diskutiert.

2. Aktion am 6. März 97: „Wir geben nicht auf“.
Für diese Aktion brauchte das Komitee die Unterstützung der Bürger. Die Aufforderung lautete: „Rufen Sie in der Zeit von 10 bis 12 Uhr den Minister Dr. Axel Horstmann an und berichten Sie ihm von Ihren Sorgen um das Tönisvorster Krankenhaus! Jeder Anruf zählt! Bitte wählen Sie die Telefon-Nr.: 0211 – 8555 und lassen Sie sich weiterverbinden.“ Durch diese Aktion erreichte das Komitee, daß zwei Stunden lang im Telefonsystem des Ministeriums die „Drähte glühten“. Die Firma „Radio-Fernsehen Brings & Weckauf“ stellte hierzu ihren „Verstärker und Lautsprecherwagen“ inklusive Chef Ulrich Weckauf zur Verfügung, damit auf dem St.Töniser Rathausplatz die Bürger mitbekamen, was da ablief. Über das verstärkte Handy hörte man meist nur das Besetztzeichen, was für den Erfolg der Aktion sprach.

3. Aktion am 13. März 97: „Krankenkassen helft uns“.
Pünktlich um 10 Uhr trafen die Aktionsmitglieder in Düsseldorf vor dem Gebäude der AOK an der Kasernenstraße ein und postierten sich mit Spruchbändern und Plakaten vor dem Eingang. Unter dem Leitgedanken „Zitronen sollen zeigen: Wir sind sauer, wenn unser Krankenhaus geschlossen wird“ verteilte man frische, dicke Zitronen zusammen mit einem Handzettel. Die AOK-Hauptverwaltung war als federführende Kasse ausgewählt, um die Krankenkassen um Hilfe beim Erhalt des Krankenhauses zu gewinnen. Vom Vorstandsvorsitzenden Wilfried Jacobs und Abteilungsdirektor Alfred Kuhlmann wurden die Komiteemitglieder überraschend zu einem Gespräch im Sitzungssaal eingeladen. Jacobs wies auf die derzeitige Politik hin, die die Krankenkassen zu Kosteneinsparungen zwinge. Er versprach den Komiteemitgliedern nichts, machte aber deutlich, daß man sich in Tönisvorst flexibel und aufgeschlossen zeigen müsse und sich nicht auf den Erhalt des Status quo versteifen dürfe.

4. Aktion am 20. März 97:„Hand in Hand fürs Tönisvorster Krankenhaus“.
Rund 3.000 – 4.000 Tönisvorster Bürger bildeten von 18 bis 19 Uhr eine Menschenkette zur Rettung des Krankenhauses von Tönisvorst und gegen den Abbau des Sozialstaates. „Mitmachen und ein Zeichen setzten“ war die allgemeine Devise. Bei Kälte und zeitweise bei strömenden Regen harrten die Menschen über eine Stunde auf dem 3,4 Kilometer langen Radweg neben der Landstraße, die zwischen den Stadtteilen St. Tönis und Vorst verläuft aus, um gegen die geplante Schließung zu protestieren. „Wir wollen Betroffenheit rüberbringen zur Politik, die über unsere Köpfe hinweg Entscheidungen trifft“, sagte Komiteesprecher Günter Wolfs. Als Helfer waren dabei: das DRK, die Feuerwehr und die Polizei. Auch die St.Töniser Geschäftsleute, an der Spitze Werbering-Vorsitzender Uli Weckauf, beteiligten sich spontan an der Aktion, indem sie um 17:45 Uhr bereits ihre Läden schlossen, um sich in die Menschenkette einzureihen. Um 19 Uhr gab die Feuerwehr mit 6 Raketenschüssen das Signal zum Beenden der Aktion. Die Presse schrieb am nächsten Tag: „Es war ein eindrucksvolles Bild, und von der gezeigten Solidarität waren selbst die Teilnehmer überrascht.“

5. Aktion am 27. März 97: „Wir lassen uns nicht entwurzeln“.
Vor dem Krankenhaus wurde ein Baum (Rotbuche) gepflanzt, der auf den Namen „Antonius-Baum“ getauft wurde. Schließlich hilft der Heilige Antonius, Namensgeber von St.Tönis, vielen in der Not. Ministerpräsident Johannes Rau wurde die Patenschaft dazu angeboten. Doch diese wollte er aus Neutralitätsgründen nicht übernehmen. Mehr als 50 Bürger kamen. Sie schrieben auf kleine Kärtchen, was sie mit dem Tönisvorster Krankenhaus verbindet, und hängten diese an den Zweigen des „Antonius-Baumes“. Die evangelische Pfarrerin Elisabeth Grube und der Ehrenvorsitzende des Heimatbundes, Otto Merkelbach, sprachen die verbindenden Worte.

6. Aktion am 3. April 97: „Lobby für unser Krankenhaus“.
Bürger beteiligten sich finanziell an den Kosten für eine Inserat-Schaltung, überregional in einer Zeitung. Der Aktionsstand auf der Hochstraße, neben dem Wochenmarkt, war von 9,30 Uhr bis 12 Uhr regelrecht von Menschentrauben umringt. Die Bürger beteiligten sich, indem sie sich mit einem Geldbetrag zwischen 1 DM und 300 DM in eine Liste eintrugen und so das Zustandekommen des geplanten Inserats ermöglichten. Die Kosten dafür lagen über 6.000 DM. In den 10 Tagen bis zur Schaltung der Anzeige, unterstützten rund 400 Bürger, davon viele die im Krankenhaus lagen oder dort ein- und ausgingen, diese Aktion mit rund 8.000 DM.

7. Aktion am 10. April 97: „Kinder malen unser Krankenhaus“.
Bei warmen und strahlendem Wetter – und dafür hatte bestimmt unser St. Antonius, aus Freude über die Benennung des 14 Tage zuvor im Krankenhauspark gepflanzten Baumes mit seinem Namen, gesorgt – beteiligten sich 59 Kinder an dieser Aktion. Mit Limo für die Kinder und Kaffee für die Aktionsmitglieder machte der Krankenhaus-Betriebsrats-Vorsitzende Theo Klecker eine Dankesbezeigung an die Anwesenden. Die Chefärzte Dr. med. Erich Tizek und Dr. med. Rudolf Lohmeyer kamen zu einer Stippvisite in den Krankenhauspark und schauten den Kindern bei ihren Aktivitäten genauso über die Schultern wie auch der Krankenhaus-Aufsichtsrat-Vorsitzende Günter Körschgen. Herr Hoff und Frau Berrisch von der Tönisvorster Künstlergruppe „Kreis 80“ gaben den Kindern Tips und stifteten auch 3 Preise: ein Künstler-Farbstiftkasten und zwei Zeichenblöcke. Vom Heimatbund St.Tönis wurde ein Antonius-Taler und vom Aktionskomitee ein Zeichenblock und 55 Trostpreise zur Verfügung gestellt. Die Mal-Arbeiten werden zu einem späteren Zeitpunkt in der Sparkasse Tönisvorst ausgestellt und honoriert.

8. Aktion am 17. April 97: „Wir inserieren überregional in der Westdeutschen Zeitung“.
Die Anzeige erschien überregional im jeweiligen Lokalteil in der Größe 24 x 14 cm und hatte folgenden Wortlaut:
STOP! Wir zeigen den Politikern die rote Karte! Lange Zeit haben die Bürger den Sozialabbau widerspruchslos hingenommen. Damit muß jetzt Schluß sein. Zu einem hochentwickelten Staat gehört ein gutes und sicheres Sozialwesen. In dem niederrheinischen Tönisvorst soll das einzige Krankenhaus geschlossen werden, obwohl befürchtet werden muß, daß die umliegenden Krankenhäuser die Patienten nicht angemessen unterbringen und versorgen können. Damit wäre die Grundversorgung der rund 30.000 Tönisvorster nicht mehr gesichert. Über 200 Menschen würden den Arbeitsplatz verlieren. Wir nennen dies einen Skandal! Das Krankenhaus in Tönisvorst muß bleiben. Diese Anzeige wird unterstützt von: … Dahinter folgen dann rund 400 Namen.

Die Berichte über die folgenden „Donnerwetter am Donnerstag“-Aktionen werden im nächsten Heimatbrief fortgesetzt.

Presse, Funk und Fernsehen berichten
Ich danke im Namen des Heimatbundes St.Tönis und des Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus den Medien Presse, Rundfunk und Fernsehen für die sehr gute Berichterstattung in Sachen Tönisvorster Krankenhaus. Lob und Anerkennung gebührt hier vor allem der hiesigen Presse: den Lokalredakteuren/innen und den -Fotografen der Westdeutschen Zeitung, Rheinischen Post, Niederrhein-Nachrichten und des Stadt-Spiegels, sowie den Redakteuren vom Lokalfunk Welle Niederrhein. Ein besonderer Dank auch an Herrn Gustav Kemperdick, der mit seinem Team – an der Kamera Hans-Peter Hunecke und für den Ton Dirk Bachmann – unsere Öffentlichkeitsarbeit wesentlich verstärkt hat mit seinem Fernsehfilm: „Kleinstadt übt Aufstand“. Die Ausstrahlung erfolgte Samstag, am 12. April in der Zeit zwischen 19,15 und 19,45 Uhr im WDR. Gustav Kemperdick hat den Bürgern von Tönisvorst „aufs Maul geschaut“ und die empörte Stimmung sehr gut „rübergebracht“.

Vorläufig letzter Stand (bei Redaktionschluß Heimatbrief 137 April 1997)
Der vom Rat der Stadt ins Leben gerufene Arbeitskreis hat zwar schon dreimal getagt, aber was dabei herauskam wurde den Bürgern bis zum Redaktionsschluß dieses Heimatbriefes nicht mitgeteilt. Dem Vernehmen nach ist die ursprüngliche Anhörungzeit des MAGS, die auf Ende April festgesetzt war, um 2 Monate verlängert worden.
Mein letzter Gedanke in dieser Angelegenheit lautet: „Das Tönisvorster Krankenhaus bleibt unverzichtbar!“

Was sagt unser politisch ranghöchster Tönisvorster?
Walter Schöler – MdB, seit über 30 Jahren Mitglied im Vorstand des Heimatbund St. Tönis, sagte zum Thema folgendes: „wenn das Land Wirtshaftlichkeitsgründe in erster Linie ins Feld führt, muß man die Ferage stelllen, wird
1. die ärztliche Versorgung nicht teurer durch die kassenärztliche Versorgung? 2. werden benachbarte Krankenhäuser in ihren Pflegesätzen oder in den Fallpauschalen tatsächlich günstiger, wenn Tönisvorster Bürger dort medizinisch behandelt würden? Ich bezweifele das!
3. Hätten wir dann auch die sichere Notfallversorguing hier am Ort und müssen nicht eine andere Notfallversorgung organisieren, wenn die Ärzte nicht mehr vor Ort am Krankenhaus wären? Würde das nicht wieder mehr Kosten verursachen?“

Zum Schluß
An den Ortseingangsschildern von St.Tönis und Vorst wird
jetzt auf Plakaten dazu aufgerufen:
„Das Krankenhaus in Tönisvorst muß bleiben!“
Damit hilft die Herstellerfirma Rehse-Reklame, die diese Schilder gespendet hat, auf ihre eigene professionelle Art den Tönisvorstern
beim Kampf und den Erhalt des Krankenhauses.


Fortsetzung des Artikels im Heimatbrief 138
Im Kampf um den Erhalt des Tönisvorster Krankenhauses ging der größte Druck auf das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS), und damit auf Minister Dr. Axel Horstmann (SPD), nach Meinung der Presse und vieler Tönisvorster Bürger vom „Tönisvorster-Aktionskomitee-pro-Krankenhaus“ aus.

Die Aktionen dieses Komitees unter dem Namen „Donnerwetter am Donnerstag“ fanden sehr große Unterstützung bei den Tönisvorster Bürgern durch Beteiligung und Ideenvorschläge. Vor allem kam durch teilweise fast tägliche Berichterstattung große Unterstützung von der hiesigen Presse: Niederrhein-Nachrichten, Rheinische Post, Stadtspiegel und Westdeutsche Zeitung. Doch auch überregional berichteten Express und Bildzeitung sowie die Fernsehsender WDR, SAT-1 und RTL von der Ideenvielfalt dieser Aktionen und sorgten damit für einen starken Druck auf das MAGS. Zunächst berichte ich nun über die weiter fortgeführten Aktionen des Tönisvorster Aktionskomitees pro Krankenhaus unter der Bezeichnung: „Donnerwetter am Donnerstag“.

Aktionen: Donnerwetter am Donnerstag (Aktion 9-34)

9. Aktion am 24. April 97: „Nach Düsseldorf mit vier Betten, um unser Krankenhaus zu retten“.
Das Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus findet an der Rheinuferpromenade in Düsseldorf viel Beachtung und wird in der Staatskanzlei empfangen.

10. Aktion am 1. Mai 97: „Haus der offenen Tür“.
Unser Krankenhaus zeigt sich in „Bestform“.

11. Aktion am 8. Mai 97: „Wir bleiben dran – Jazz und Informationen im Mertenshof“.
Bürgermeister Albert Schwarz erklärt sich mit den Aktionen des Komitees solidarisch.

12. Aktion am 15. Mai 97: „Wir gehen in die Luft“.
Der Bannerflug fand wegen eines technischen Defekts nicht statt – Schade!

13. Aktion am 22. Mai 97: „Habt Er-barme(r)n“.
Das Komitee demonstriert in Wuppertal vor der Hauptverwaltung der Barmer-Ersatzkasse und wird zu einem Gespräch empfangen. Das „Krankenhaus-Rettungskomitee“ war mit Arztkitteln bekleidet.

14. Aktion am 29. Mai 97: „Karikaturen für eine gute Sache“.
400 Repräsentanten unseres Landes erhielten Karikaturen von Professor Dr. Berndt und Frau Kuper als Heft mit einem Schreiben des Aktionskomitees.

15. Aktion am 5. Juni 97: „Ökumenischer Gottesdienst“
mit Pfarrerin Elisabeth Grube und Dechant Josef Beenen unter Mitwirkung des Aktionskomitees (Christiane Pohl und Irmeli Gerland) – Auf das Donnerwetter wurde hierbei verzichtet.

16. Aktion am 12. Juni 97: „Probe für den Ernstfall“
„Notarzt“ brauchte 18 Minuten bei Testfahrt von Kempen bis zum Rathausplatz. Wer will das verantworten?

17. Aktion am 19. Juni 97: „Rollender Protest auf der Kö“.
In Rollstühlen und zu Fuß zogen Demonstranten für unser Krankenhaus durch die Landeshauptstadt. Die „Kö“-besucher staunten. Die Polizei sperrte den Autoverkehr.

18. Aktion am 26. Juni 97: „Besuch im Landtag“.
Staatssekretär Dr. Karl Pröbsting empfängt die Vertreter des Aktionskomitees zu einem offenen Gespräch.

19. Aktion am 3. Juli 97: „Unser bisheriger Protest“
Info auf dem Rathausplatz.

—– 8. Juli 97, kein Donnerstag – kein Donnerwetter, aber …:
„Besuch bei Minister Dr. Axel Horstmann (SPD)“

Auf Vermittlung unserer beiden Tönisvorster SPD-Politiker, des MdB Walter Schöler und des Vize-Bürgermeisters Lothar Vauth, empfing der Minister das Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus im Düsseldorfer Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

20. Aktion am 10. Juli 97: „Sie finden uns in den Zeitungen“
Inserate für den Erhalt des Krankenhauses.

21. Aktion am 17. Juli 97: „Flugblätter fürs Krankenhaus“
Ein Rückblick auf unsere bisherigen Donnerwetter am Donnerstag.

22. Aktion am 24. Juli 97: „Plakate für unser Krankenhaus“
… klebten an allen markanten Ecken der Stadt. (s. Foto rechts)

23. Aktion am 31. Juli 97: „Fragebogen fürs Krankenhaus“.
Die Meinung der Bürger war gefragt – 10 Fragen zu unserem Widerstand … – … die Antworten machten uns Mut. 100% waren für verstärkten Widerstand, wenn der Minister kein Einsehen hätte.

24. Aktion am 7. August 97: „Tips für den Notfall“.
Mit Unterstützung des DRK-Ortsvereins Tönisvorst zeigten wir, worauf es im Notfall ankommt.

25. Aktion am 14. August 97:
„1000-facher Gruß aus Tönisvorst“.
Bürger schrieben Grüße an Minister Horstmann und Tönisvorster Sportler brachten sie noch am gleichen
Tag  in einem Staffellauf von St.Tönis zum MAGS
nach Düsseldorf.
Foto links:
Dr. Siebertz (vorne Mitte links) und Dr. Sendler (rechts daneben) nehmen den Staffelstab und das Paket mit den 1.000 Postkartengrüßen von den Staffelläufern entgegen.

26. Aktion am 21. August 97: „Rätselraten um das Krankenhaus“.
Seit Monaten Rätselraten um das Krankenhaus – unser Rätsel mußte sofort gelöst werden. Aus über 300 Lösungsabschnitten wurden 8 Gewinner ermittelt, darunter gab es für den 1. bis 3 . Preis ein Festessen für jeweils 2 Personen in der Cafeteria des Krankenhauses mit den Chefärzten.

27. Aktion am 28. August 97: „Der Protest geht in die Luft“.
500 Luftballons trugen unsere Forderungen in das ganze Land – um Antwort wurde gebeten. 40 Rücksendungen der Postkartenanhänger kamen aus Moers, Duisburg, Schermbeck, Kamp-Lintfort und aus Holland.

28. Aktion am 4. September 97: „Mahnwache für unser Krankenhaus“.
Über fünfzig Tönisvorster brachten die Sorge um ihr Krankenhaus vor dem Düsseldorfer MAGS mit Transparenten in Erinnerung.

29. Aktion am 11. September 97: „Autokorso nach Düsseldorf“.
152 Einzelhändler, Gewerbetreibende und Privatleute unterstützten diese Aktion und fuhren mit ihren Firmen- und Privatwagen im Konvoi vor das MAGS.

30. Aktion am 18. September 97: „Mit Rad und Tat für das Krankenhaus“.
St.Töniser besuchten mit dem Fahrrad ihre Mitbürger in Vorst zu einem gemeinsamen Ideenwettbewerb.

31. Aktion am 25. September 97: „Ansteckplaketten“.
Interessierte Bürger konnten sich selbst einen Button zum Thema Krankenhaus gestalten und damit ihre Solidarität mit dem Tönisvorster Krankenhaus bekunden.

32. Aktion am 1. Oktober 97: „?????.“
Mit den 5 Fragezeichen wurde die Aktion geheim gehalten. „Herzliche Grüße aus Tönisvorst“ überbrachte das Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus den Bediensteten des MAGS in Düsseldorf um 7 Uhr früh in Form von Blumen, die gespendet wurden von Master-Service Rolf Hübecker.

33. Aktion am 8. Oktober 97: „Wir erheben unsere Stimme“.
Rund 70 Tönisvorster fanden sich am Krankenhaus zum offenen Singen ein. Unterstützung kam von Mitgliedern der Tönisvorster Chöre: Evangelischer Kirchenchor, St.Tönis – Kirchenchor St.Cornelius, St.Tönis – Kirchenchor St. Godehard, Vorst, – Männergesangverein Cäcilia, Vorst – Männergesangverein Forstwald 1936 – Singgemeinschaft 85/98 St.Tönis.

34. Aktion am 15. Oktober 97:
„Die Karten werden neu gemischt“.
Rund 50 Skatspieler kamen in den Saal Mertenshof, um am Skatturnier unter der Leitung von Erwin Sassen teilzunehmen.
Gewinner des ersten Preises (ein CD-Player, gestiftet von der Sparkasse Tönisvorst) war Horst Stellkens. Die weiteren vier Preise wurden von der Rhenania – Brauerei gestiftet.
(siehe Foto rechts)

35. Aktion am 22. Oktober 97: „Krankenhaus aktuell“.
Am Infostand auf dem St.Töniser Rathausplatz erhielten die Bürger Informationen vom Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus über den Stand der Verhandlungen.


Wie steht es um unser Krankenhaus?

Die Antwort entnehme ich dem Informationsblatt der 35. Aktion des Komitees.

Ist unser Krankenhaus gerettet?
Nein, aber es ist schon viel erreicht. Unsere gemeinsamen Donnerwetter haben bisher verhindert, daß die beabsichtigte Schließung durchgeführt wurde. Nun liegt ein Vorschlag der Krankenkassen auf dem Tisch. Hiernach soll die Innere Abteilung des Krankenhauses mit 87 Betten komplett erhalten bleiben. Darüber hinaus sollen 30 Betten neu in einer Geriatrie geschaffen werden. Außerdem brachten die Krankenkassen ein ambulantes OP-Zentrum ins Gespräch. Hierüber muß inhaltlich mit den Krankenkassen verhandelt werden. Sollte es gelingen, eine Lösung zu finden, die unseren Anspruch der Grundversorgung erfüllt, könnte dies ein Weg sein.

Welche Forderungen sind mit Grundversorgung in bezug auf die Chirurgie gemeint?
Die Lösung kann auch bei einem sogenannten ambulanten OP-Zentrum nur in Verbindung mit Betten gefunden werden. Es darf keine Kopie der beiden in St.Tönis bestehenden ambulanten Einrichtungen sein. Nach wie vor müssen die Operationen, die bisher in Tönisvorst im Krankenhaus möglich waren, auch im neuen Operationszentrum durchgeführt werden können. Das gilt auch für den Bereich der Gynäkologie. Wie die Abrechnungen mit den Krankenkassen dann laufen und wie man diese Art letztlich nennt, kann den Tönisvorstern gleich sein.

Ist die genannte Bettenzahl eigentlich für eine wirtschaftliche Absicherung des Krankenhauses ausreichend?
Diese Frage muß bei den Verhandlungen mit den Entscheidungsträgern sehr sorgfältig berücksichtigt werden. Beurteilen sollte dies Herr Becker als Geschäftsführer des Krankenhauses. Entscheiden und verantworten müssen die gewählten Vertreter unserer Stadt.

Ist das bestehende gute Notarztsystem überhaupt zu retten?
Nach unserer festen Überzeugung ist der Erhalt des bestehenden Notarztsystems sowie die Absicherung einer „Rund-um-die-Uhr-Ambulanz“ im Krankenhaus eine Grundvoraussetzung für ein akzeptables Ergebnis. Eins ist jedenfalls sicher: die Donnerwetter gehen weiter, bis das Krankenhaus endgültig und auf Dauer gesichert ist!

Im parteipolitischen Kampf um unser Krankenhaus sprachen sich alle Tönisvorster Parteien mehrfach einstimmig für den Erhalt aus. Die vom Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus erhobene Forderung, daß nur ein Tönisvorster Krankenhaus der Grundversorgung akzeptabel sei, übernahm der Tönisvorster Rat einstimmig, andernfalls werde geklagt!

Zu Verhandlungen über die Zukunft des Tönisvorster Krankenhauses hatte am 25. September der Vorstandsvorsitzende der AOK-Rheinland, Wilfried Jacobs, eingeladen. Aus Tönisvorst nahmen Bürgermeister, Geschäftsführung Antoniuszentrum GmbH und der Sprecher des Tönisvorster Aktionskomitees pro Krankenhaus teil. Außer der AOK gehörten noch vier weitere Spitzenvertreter der Krankenkassen zur Gesprächsrunde. Die gesetzlichen Krankenkassen haben sich danach zu einem positiven Kompromißvorschlag und eine Empfehlung an Minister Horstmann durchgerungen.
Daraufhin sei der Stadt Tönisvorst vom Ministerium ein Angebot gemacht worden (so Dr. Julius Siebertz vom MAGS), worauf sie um vier Wochen Bedenkzeit gebeten habe. Doch bereits am 6. Oktober hatte sich der Stadtrat in einer öffentlichen Sitzung im Rathaus mit der Zukunft des Krankenhauses befaßt. Vor dieser Ratssitzung tagten Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung des Krankenhauses hinter verschlossenen Türen. Der Stadtrat billigte schließlich in wesentlichen Punkten das Papier, das zum Erhalt des Krankenhauses ausgehandelt worden war. Minister Horstmann wurde gebeten, mit seiner Entscheidung über die Zukunft des Hauses zu warten, bis offene Detailfragen einvernehmlich geklärt sind. Bürgermeister Albert Schwarz versicherte dem Rat und den ca. 50 Zuhörern, daß immer noch der Klageweg beschritten werde könne.

Politiker-Meinungen
Von der Leistungsfähigkeit des Krankenhauses haben sich hochrangige Politiker vor Ort in Tönisvorst ein Bild gemacht und sich in Wort und Schrift für den Erhalt eingesetzt.

Daniel Kreutz, arbeits- und sozialpolitischer Sprecher der NRW Landtagsfraktion der Bündnis 90/Die Grünen informierte sich am 15. September vor Ort über die Situation im Tönisvorster Hospital. „Die besonderen Umstände des Einzelfalls seien zu berücksichtigen, und die würden im Fall Tönisvorst – im deutlichen Unterschied zu anderen Schließungsfällen – für den Erhalt sprechen.“

Jürgen W. Möllemann, gesundheitspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der FDP und NRW-Landesvorsitzender der FDP besuchte am 23. September Tönisvorst und referierte im Mertenshof über das Thema: „Gesundheitsreform“. Möllemann sah das Hospital als leistungs- und ausbaufähig an, das Wert auf Innovation lege. Er sehe gute Gründe, daß es aufgrund sachlicher Gründe erhalten bleiben könne.

Walter Schöler, Bundestagsabgeordneter der SPD führte zahlreiche Gespräche in Düsseldorf. „Wäre der Minister frei von seinem Umfeld, hätte er längst für das Tönisvorster Krankenhaus entschieden.“ „Die Grundversorgung muß gewährleistet bleiben, ebenso wollen wir die Arbeitsplätze sichern.“ „Aufgabe der Stadt ist es, sich im Falle eines negativen Bescheides auf den Klageweg zu begeben.“ „Eine Schließung wäre endgültig und würde für die in NRW seit der kommunalen Neugliederung einwohnermäßig am stärksten expandierenden Stadt (Tönisvorst) mittel- und langfristig Chancen und Notwendigkeiten zunichte machen.“

Bei Redaktionsschluß dieses Heimatbriefes war die endgültige Entscheidung durch Minister Horstmann (SPD) noch nicht bekanntgegeben worden. Sollte sie negativ ausfallen, wird den Tönisvorstern dazu schon etwas einfallen. „Der Widerstand muß weitergehen!“ sagen die Tönisvorster Bürger. Er wird weitergehen! Notfalls bis zur nächsten Wahl und wenn erforderlich auch noch darüber hinaus. Klagebegleitende Ideen sind bereits genug vorhanden.


Artikel im Heimatbrief 139 – mit den Donnerwetter-Aktionen 36 bis 56

Wer hätte gedacht, daß die Tönisvorster Bürger so einen langen Atem brauchen! Aber das Tollste daran ist, daß sie nicht nachlassen in ihrem Kampf, sich ihr Krankenhaus zu erhalten und den Mitarbeitern des Antoniuszentrums die Arbeitsplätze zu sichern. Diese Form der Bürger-Eigeninitiative hat in St.Tönis historische Vorbilder. Bereits der Bau des „Armenkrankenhauses“ an der Kempener Straße (heute Gelderner Straße) im Jahre 1845 war nur durch großzügige Schenkungen hochherziger St.Töniser Bürger, insbesondere des Ackerers Matthias Inger aus Benrad, möglich geworden. Auch im Jahre 1912, als nach ca. anderthalbjähriger Bauzeit das neue Krankenhaus an seinem heutigen Platz gebaut wurde, wurde die komplette Einrichtung des Krankenhauses, welche für die Behandlung von 52 Patienten eingerichtet war, in Höhe von 43.253,76 Mark (das sind nach heutiger Kaufkraft rund 3 Millionen DM) durch erneute Spenden der St.Töniser Bürgerschaft finanziert. Die heutigen St.Töniser sind es ihren Vorfahren einfach schuldig, das, was diese früher wegbereitend unterstützt haben, heute vehement bestanderhaltend zu verteidigen. Dies geschieht auch in einer Weise, die allerorts Beachtung findet, und auch von den zuständigen überörtlichen Entscheidungsträgern für „Sein oder Nichtsein“ unseres Krankenhauses, sicherlich bemerkt und nicht spurlos an ihnen vorbeigehen wird.

Im Folgenden berichte ich nun in lockerer Folge über die von Tönisvorst ausgehenden Aktionen und Bemühungen der Bürger und Institutionen, soweit sie mir bekannt wurden.

Dabei stehen sicherlich an Häufigkeit und Medienwirksamkeit die weiter fortgeführten Aktionen des Tönisvorster-Aktionskomitee pro Krankenhaus unter der Bezeichnung: „Donnerwetter am Donnerstag“ im Vordergrund.

36. Aktion am 30. Oktober 1997: „Wee stond tusame“.
Das Aktionskomitee überreichte Blumen an das Pflegepersonal des Antoniuszentrums als Dank dafür, daß die Mitarbeiter in schwerer Zeit zum Haus halten und die Mehrbelastungen auf sich nehmen. „Blumen Rennes“ unterstützte diese Aktion.

37. Aktion am 9. November 1997: „Der runde Tisch“.
Das Donnerwetter fand im Seniorenhaus des Antoniuszentrums, ausnahmsweise einmal am Sonntag statt. Nach Ansicht des Aktionskomitees war es unbedingt nötig, daß „tacheles“ am „runden Tisch“ geredet wurde, um notwendige Informationen auszutauschen. In der Öffentlichkeit hatte es in den letzten Wochen Irretationen gegeben über die Verhandlungsstrategien und -ziele für die Gespräche mit den Krankenkassen., und die Bürger waren weitgehend auf Gerüchte angewiesen. An dem dreistündigen Gespräch nahmen folgende Personen teil: der Bürgermeister und seine Vertreter Albert Schwarz, Lothar Vauth und Franz Kersten; der Stadtdirektor Günter Scheuer; die Fraktionsvorsitzenden und Vertreter Wilfried Schmitz, Horst von Brechan, Uwe Leuchtenberg, Helge Schwarz, Harald Gerland; von der Antoniuszentrum GmbH Aufsichtsratsvorsitzender Günter Körschgen, Geschäftsführer Klaus Becker, Pflegedienstleiterin Jutta Fischer, Personalratsvorsitzender Theo Klecker, Förderkreisvorsitzender Hermann Gerke, die Chefärzte Dr. Erich Tizek und Dr. Rudolf Lohmeyer, vom einladenden Aktionskomitee Günter Wolfs (Sprecher), Christiane Pohl, Irmeli Gerland, Brigitte Sorgalla, Sylvia Berndt, Dr. Friedhelm Caspers und Rolf Schumacher. Den Vorschlag aus der Runde, dem Sprecher des Komitees Sitz und Stimme im 13er Ausschuß des Rates zu geben, wurde von Günter Wolfs nicht gefolgt. Das Aktionskomitee will unabhängig bleiben. In dem Gespräch „in guter Atmosphäre“ waren sich alle Teilnehmer am Ende einig, daß das Krankenhaus noch nicht gerettet ist. Es tauge auch nicht zur parteipolitischen Profilierung, war die einhellige Auffassung.

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Die UWT bedankte sich in einem offenen Brief an Chefarzt Dr. Erich Tizek für seinen unermüdlichen Kampf um den Erhalt des Krankenhauses und machte darüber hinaus deutlich, daß das Krankenhaus für die UWT allererste Priorität besitzt und eine elementare und unverzichtbare Einrichtung in der Stadt ist.

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Der SPD-Vorstand sprach sich für den Erhalt des Krankenhauses und den Arbeitsplätzen aus. Man sei gewillt, gegen eine Auflösung zu klagen, finanzielle Mittel für ein Kompromißmodell seien vorhanden. Nach einem Brief an Gesundheitsminister Dr. Axel Horstmann hofft man auf ein Signal aus Düsseldorf.

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Die CDU-Stadtfraktion fordert in einer Presseerklärung, die Altschulden des Krankenhauses und des Seniorenheims so schnell wie möglich zu tilgen, um die finanzielle Lage der GmbH zu stabilisieren. Bürgermeister Albert Schwarz: „Fürs Antoniuszentrum muß ein gesundes, wirtschaftliches Fundament errichtet werden.“ Eine „engere Zusammenarbeit“ zwischen Krankenhaus und Stadtverwaltung sei erforderlich.

38. Aktion am 13. November 1997: „Wir bringen Licht in die Dunkelheit“.
Mit Fackeln und Kerzen bezogen Bürger Position bei der Mahnwache vor dem Krankenhaus.

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Der in St.Tönis wohnende SPD-Bundestagsabgeordnete Walter Schöler machte in einem Schreiben an das Aktionskomitee deutlich, daß die Weichen für den Erhalt des Krankenhauses gestellt sind. Daß aber jetzt die örtlichen Politiker die Verhandlungen in einem absehbaren Zeitraum zum Abschluß bringen müßten. Wenn die Krankenkassen eingelenkt hätten, so sei das in erster Linie ein Verdienst des Aktionskomitees.

Es müsse noch in diesem Jahr möglich sein, mit den Krankenkassen eine Rahmenvereinbarung zu treffen mit dem Ziel, die besprochene Struktur festzuschreiben. Erst eine derartige Rahmenvereinbarung ermögliche es dem Ministerium, das formelle Verfahren in Düsseldorf abzuschließen. Nach dem letzten Telefonat mit dem Staatssekretär und persönlichen Gesprächen mit Minister Horstmann in den letzten Wochen habe er den Eindruck, daß Düsseldorf kurzfristig entscheiden möchte und darauf wartet, daß Verhandlungsergebnisse vorgelegt werden. Nochmals warnt er vor einer Privatisierung des Krankenhauses. Zum Glück sei vor knapp einem Jahr der Vertrag mit einem Interessenten nicht zustande gekommen. Der befinde sich nämlich mittlerweile in Konkurs. Walter Schöler wünscht sich die Fortführung der Arbeit des Aktionskomitees und die Bündelung aller Kräfte, um bald zu einem positiven Ziel zu kommen.

39. Aktion am 20. November 1997: „100 Sterne für unser Krankenhaus“.
In mühevoller Arbeit wurden von den Komiteemitgliedern und deren Familienangehörigen rund 200 Sterne gebastelt, die in Tönisvorster Geschäften während der Vorweihnachtszeit und auch darüber hinaus in den Schaufenstern für das Tönisvorster Krankenhaus mit dem Spruch werben: „Unser Krankenhaus muß bleiben!“ Diese nicht zu übersehende Solidaritätsbekundung der Geschäftsinhaber zeigt auch hier den Kampfeswillen der Tönisvorster durch alle Bevölkerungsschichten hindurch.

40. Aktion am 27. November 1997: „Wir gehen in Klausur“.
Das Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus arbeitet an neuen Strategien.

41. Aktion am 4. Dezember 1997: „Offener Brief“.
Das Aktionskomitee verteilt in den Tönisvorster Geschäften und Institutionen einen „Offenen Brief“ mit anschließender Liste für Unterstützungsunter- schriften. Am „Donnerwettertag“ wurden die Bürger, die bisher noch nicht unterschrieben hatten, am Informationsstand am Rathausplatz um weitere Solidarisierung gebeten. Nach der Auszählung kam die stattliche Zahl von 3.334 Unterschriften heraus. In dem Brief wurde herausgestellt, daß die Bürger seit über einem Jahr ihre Grundversorgung gefährdet sehen, daß die Krankenkassen zu einer akzeptablen Lösung zum Erhalt des Tönisvorster Krankenhauses bereit sind, auch mit den von den Bürgern ergänzend zum Vorschlag der Krankenkassen geforderten Kurzzeitbetten für die Chirurgie. Der Minister wird gebeten: „Machen Sie dem Warten ein Ende!“

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In den Medien wird darauf aufmerksam gemacht, das ab 1. Juli 1997 ein Bundesgesetz in Kraft getreten ist, das die Krankenversicherten verpflichtet, in den Jahren 1997, 1998 und 1999 jeweils 20 Mark an ihre Kassen zu entrichten. „Krankenhausnotopfer“ heißt das Zauberwort. Jahrzehntelang war es Aufgabe der Bundesländer, die Instandhaltung der Krankenhäuser zu finanzieren. Daran wird als unsoziale Seite angesehen, daß die Privatversicherten nicht herangezogen werden (Gleichheit vor dem Gesetz, Art. 3 GG). Viele Tönisvorster reagierten darauf entrüstet. „Erst wenn unser Tönisvorster Krankenhaus gerettet ist, zahlen wir“, war eine viel zu hörende Meinung.

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Die Verhandlungspartner der Krankenkassen und die Geschäftsführung der Antoniuszentrum GmbH trafen sich am 9. Dezember 1997 im Tönisvorster Krankenhaus. Dort haben sie die Strukturen für die Rettung des Tönisvorster Krankenhauses „festgeklopft“.

1. Im Bereich der Inneren Medizin sollen 87 Betten wie bisher im Krankenhausbedarfsplan erhalten bleiben, so daß alle bisherigen Leistungen im vollen Umfang erbracht werden können.

2. Für den Bereich der Chirurgie wird zur Absicherung der ortsnahen Versorgung der Tönisvorster Bevölkerung ein Versorgungsvertrag mit 7 Betten mehrheitlich angestrebt. Daneben stehen für ambulante Operationen (bei maximaler Verweildauer von 24 Stunden) im notwendigen Rahmen zusätzliche Betten zur Verfügung.

3. Zur Einrichtung einer neuen geriatrischen Abteilung sind im Rahmen eines Abschlusses eines entsprechenden Versorgungsvertrages mit den Krankenkassenverbänden 25 stationäre und 5 tagesklinische Rehabilitationsbetten vorgesehen.

4. Nach übereinstimmender Auskunft der Antoniuszentrum-Geschäftsleitung und medizinischen Leitung kann bei der angestrebten Neuordnung das bestehende Notarztsystem und eine klinische Ambulanz rund um die Uhr abgesichert werden.

Der Minister ließ erkennen, daß damit ein gangbarer Weg gefunden sei. Bei den folgenden Verhandlungen über Feinheiten der Vereinbarung haben sich beide Seiten versprochen auf Wirtschaftlichkeit und damit einer auf Dauer sicheren Zukunft des Hauses zu achten. Ein Kompromiß scheint gefunden. Man kann nun also beruhigter durchatmen, denn dies scheint der „Silberstreif am Himmel“ zu sein, worauf die Tönisvorster schon so lange gewartet haben.

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Stimmen zum Kompromiß:

Bürgermeister Albert Schwarz: „Hiermit können wir leben!“ Stadtdirektor Günter Scheuer: „Ein weiterer Schritt zur Sicherung des Krankenhauses ist getan.“ Christiane Pohl: Als Frau bedauere ich natürlich die Aufgabe der Gynäkologie, trotzdem bejahe ich diesen Kompromiß. Für mich ist der Erhalt der Grundversorgung vorrangig.“ Hermann Gerke, der Vorsitzende des Fördervereins Antoniuszentrum: „Wenn man berücksichtigt, wo wir vor acht Monaten standen, dann ist der Kompromiß ein Erfolg.“ Antoniuszentrum-Geschäftsführer Klaus Becker: „Hiermit kann man gemeinsam zukunftsorientiert aufbauen.“ Chefarzt Dr. Erich Tizek: „Wir müssen den Kompromiß mit Leben erfüllen, mehr war nach meiner Auffassung nicht zu erreichen.“ Chefarzt Dr. Rudolf Lohmeyer: „Hiermit können wir zeitnah reagieren, auch wenn wir teilweise für die Patienten Neuland betreten müssen.“ Günter Wolfs, der Sprecher des Komitees: „Jeder Kompromiß beinhaltet auch Zugeständnisse. Die Aufgabe der Geburtshilfe schmerzt. Wer ehrlich ist, muß aber eingestehen, daß dieser Bereich aus rechtlichen Gründen der Schwachpunkt unseres Krankenhauses war.“

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„Ein Aufatmen ging durch St.Tönis, Aktionskomitee, Mitarbeiter des Krankenhauses und die Bürger lehnten sich erleichtert zurück.

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„Gynäkologen gehen auf die Barrikaden.“ (schrieb die Rheinische Post). Zu der von Dr. Späthe einberufenen Pressekonferenz wurde ich in meiner Eigenschaft als Heimatbundvorsitzender zwei Tage nach der erlösenden Nachricht über den möglichen Kompromiß zum Erhalt des Krankenhauses eingeladen. Eine so turbulente, von Dr. Späthe und seiner Frau geführte Pressekonferenz, habe ich noch nicht erlebt. Bei allem Verständnis für den Existenzkampf und das Engagement des Herrn Dr. Späthe für seine Patientinnen, gingen mir jedoch einige seiner Äußerungen zu weit.

Der Kommentar von Thea Elbertz in der Rheinischen-Post vom 13. Dezember 1997 unter der Überschrift: „Eine späte Extrawurst“ war lesenswert und brachte die Meinung vieler Tönisvorster auf den Punkt: „Das darf eigentlich gar nicht wahr sein. Die drohende Schließung des Krankenhauses ist dank des Einsatzes des Aktionskomitees und aller Bürger abgewendet, die Landesverbände der Krankenkassen sind zu Zugeständnissen bereit und auch Gesundheitsminister Dr. Axel Horstmann scheint – so darf man jedenfalls annehmen – ein Einsehen zu haben. Für die Tönisvorster ist also ein Lichtschimmer am Ende des langen Tunnels erkennbar. Und dieses Lämpchen wollen die Gynäkologen Dr. Herbert Späthe und Dr. Werner Ochsendorff nun wieder ausknipsen. Über ein Jahr kämpfen die Tönisvorster – alle gemeinsam. Die Gynäkologen ließen jedoch von ihrer Forderung, die Gynäkologie und Geburtshilfe zu erhalten, nichts verlauten. „Ganz bewußt“ habe man sich zurückgehalten, sagt Dr. Späthe dazu. Warum? Statt jetzt diese Extrawurst zu braten – die doch nicht mehr gar wird -, hätten sie sich früher für ihre Belange einsetzen sollen. Die Bürger haben das getan und werden ihre Wünsche – Erhalt der Grundversorgung, des Notdienstes und der Ambulanz – wohl erfüllt bekommen. Vielleicht hätten die Mediziner sich an die Bürger halten und nicht jetzt für Aufregung sorgen sollen – zumal laut den Mindestanforderungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe die geburtshilfliche Abteilung in Tönisvorst sowieso keine Zukunft haben wird. Wie wollen die Ärzte denn künftig rund um die Uhr im Bereitschaftsdienst verfügbar sein? Innerhalb von 10 Minuten muß dann zum Beispiel ein Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Krankenhaus zur Stelle sein. Von diesen Mindestanforderungen müßten die streitbaren Gynäkologen auch gehört haben.“

42. Aktion am 11. Dezember 1997: „Unterschriftenlisten für den Minister“.
Das Aktionskomitee fuhr nach Düsseldorf und wollte Herrn Minister Axel Horstmann den sogenannten „Offenen Brief“ in Form eines Paketes mit Unterschriftslisten überreichen, der bei der 42. Aktion von 3.334 Bürgern unterschrieben wurde. Der Empfang wurde jedoch vom Leitenden Ministerialdirigenten Herrn Dr. Sendler in seinem Büro vorgenommen, wo ein reger Informationsaustausch stattfand und sich die Aktionskomiteemitglieder dabei 45 Minuten lang um einen runden Tisch herum „die Füße in den Bauch“ standen.

43. Aktion am 18. Dezember 1997: „Wunsch Dir was … wir helfen dabei“.
Mit dem Weihnachts-Wunschzettel-Service des Aktionskomitees wurde das Wünschen leicht gemacht. Es war ein DIN-A4-Blatt in tausendfacher Anzahl, worauf die Silhouette von St.Tönis abgebildet war und ein Weihnachtsmann in einer Sprechblase „Donnerwetter“ ausruft. Auf diesem Wunschzettel stand geschrieben: „Liebes Christkind! Ich war fast immer brav und wünsche mir, daß unser Krankenhaus erhalten bleibt! Wenn Du dann noch etwas für mich übrig hast, wünsche ich mir noch …“

Außerdem wurde an Informationsstand am Rathausplatz ein Informationsblatt zum „Wirbel um den Kompromiß“ verteilt Mit dieser Aktion verabschiedete sich das Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus für das Jahr 1997.

44. Aktion am 8. Januar 1998: „Die besten Wünsche“
für jeden Tag im neuen Jahr, viel Glück, Gesundheit und daß das Krankenhaus in Tönisvorst erhalten bleibt.“ Dies wünschte das Aktionskomitee sich und den Tönisvorster Bürgern in einer Anzeige in den Lokalausgaben der Zeitungen für das neue Jahr. Das Komitee bittet alle Einzelhändler und Unternehmer, die Sterne der 39. Aktion weiter in ihren Fenstern hängen zu lassen. Es handele sich nun nicht mehr um Weihnachtssterne, sondern um Sterne als Zeichen der Leistungsfähigkeit unseres Krankenhauses.

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Klaus Becker, der Geschäftsführer der Antoniuszentrum GmbH hob in einer Pressemitteilung hervor, daß zur Zeit die gynäkologisch/geburtshilfliche Belegabteilung im Tönisvorster Krankenhaus ihre Leistungen in dem gewohnten Standart anbietet.

45. Aktion am 15. Januar 1998: „Tönisvorster bleiben auf dem Sprung“.
Heimische Geschäftsleute unterstützen eine Anzeigenkampagne des Aktionskomitees. „Lesen Sie in allen Zeitungen nach“ steht auf dem Aktionsplakat. Die enge Verbundenheit der Tönisvorster Bürger mit ihrem Krankenhaus ist groß. Die Bitte an ortsansässige Unternehmen, für geplante Anzeigenserien die Patenschaft zu übernehmen, fand eine gute Resonanz. Es waren: MADRA-Music, Blumen Rennes, Fußböden-GmbH-May+Tenelsen, Gerke Städtereinigung, Gas- Wasser-Heizung Albers.

Das Komitee weiß, daß die zur Zeit auszuhandelnden Punkte kompliziert und umfassend sind. „Deshalb drängen die Donnerwetter nicht zur Eile.“ Sie sollen aber allen Beteiligten klarmachen, daß die Tönisvorster weiter wachsam hinter dem Hospital stehen. Das müßten die Krankenkassen, die Landesregierung und die Entscheidungsträger in Tönisvorst wissen, meinte das Komitee. Die Krankenärztliche Vereinigung (KV) entscheidet derzeit über die Zulassung von Dr. Rudolf Lohmeyer, Chefarzt der Chirurgie, für das ambulante OP-Zentrum. Erst wenn das geklärt ist würde man sich wieder an einen Tisch setzten, teilte die Geschäftsleitung des Antoniuszentrums der Presse mit.

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Die Anästhesistin am bestehenden ambulanten OP-Zentrum in St.Tönis, Frau Brigitte Gertoberens, protestiert gegen das Modell, auf das sich die Landesverbände der Krankenkassen und die Antoniuszentrum GmbH geeinigt haben. „Das der Bevölkerung durch eine Pseudoabteilung Chirurgie vorgegaukelt werden soll, daß auch auf dem Gebiet der operativen Medizin etwas für die Tönisvorster erhalten bliebe, halte ich für politisch unehrlich und wirtschaftlich bedenklich“, schrieb sie an das Gesundheitsministerium in Düsseldorf. Alle für dieses OP-Zentrum geplanten Eingriffe würden bereits seit sieben Jahren in dem bestehenden OP-Zentrum durchgeführt.

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Beim „Geld“ bleibt möglicherweise alle Rücksichtnahme auf den Wunsch der Tönisvorster Bürger, das Krankenhaus zu erhalten, auf der Strecke. Aber Existenzkampf ist eine legitime Angelegenheit. Wenn sich hier Frau Gertoberens aus möglicher Furcht vor Konkurrenz wehrt, sollte man in Erinnerung rufen, daß durch das vor sieben Jahren entstandene ambulante OP-Zentrum in St.Tönis eine empfindliche Schwächung der wirtschaftlichen Situation der Tönisvorster-Krankenhaus-Chirurgie u. U. billigend in Kauf genommen wurde. Wenn jetzt ein neues Modell am Tönisvorster Krankenhaus entsteht, muß man damit halt leben. „Konkurrenz belebt das Geschäft“ ist eine Redensart, die im modernen Wirtschaftskampf Gültigkeit hat.

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Große Sorgen machen sich nach wie vor die Tönisvorster Bürger um die Zukunft des Hospitals. Die Mitarbeiter des Tönisvorster Krankenhauses der Station 3 schrieben an Bürgermeister Albert Schwarz. Sie forderten endlich eine klare Entscheidung aus Tönisvorst, der Minister warte nur darauf, meinen die Mitarbeiter. Derzeit könne der Rat nichts tun, wies der Bürgermeister die Vorwürfe, die Kommunalpolitiker würden die Sache nur verzögern, zurück. Der Kompromiß zwischen Antoniuszentrum und Landesverbänden der Krankenkassen liege auf dem Tisch. Jetzt sei aber zunächst die Kassenärztliche Vereinigung am Zug, die über die Zulassung von Dr. Rudolf Lohmeyer und Dr. Joachim Fährmann für das ambulante OP-Zentrum entscheiden müsse. Wird die Zulassung nicht erteilt, müsse mit den Krankenkassen neu verhandelt werden. Abwarten sei jetzt gefragt, es gebe keinen Grund zur Eile. „Ich erwarte am Ende aber eine positive Entscheidung in unserem Sinne“, meinte der Bürgermeister Albert Schwarz.

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Post von TV-Moderatorin Margarete Schreinemakers, (die aus St.Tönis stammt und auch Mitglied des Heimatbundes St.Tönis ist) erhielt Stadtdirektor Günter Scheuer. In ihrem Brief berichtet sie von den positiven Erfahrungen, die Ihre Tante im Tönisvorster Krankenhaus gemacht hat. „Was mich besonders berührt hat, ist nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch die persönliche Art und Weise, wie das gesamte Personal sich jedem einzelnen Patienten zuwendet“, schreibt sie. Sie sei ausgesprochen froh, ihre Familie im Ernstfall gut versorgt zu wissen. „Das sollte auch so bleiben. Im Interesse aller Bürger unserer Stadt und mit dem Wissen, daß wir alle schon morgen auf eine solche Institution angewiesen sein könnten“, schreibt Margarete Schreinemakers wörtlich.

46. Aktion am 22. Januar 1998: „Tönisvorster wollen auf Innere, Chirurgie, Notarztsystem und Ambulanz nicht verzichten“. Heimische Geschäftsleute unterstützen die 2. Anzeigenkampagne des Aktionskomitees.

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NRW-Gesundheitsminister Axel Horstmann schickte einen Brief an den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Burkhard Hirsch (FDP). Darin berichtete er, daß der derzeitige Stand der Krankenhausdiskussion in Tönisvorst vorsehe, in der Inneren Medizin 80 Betten, in der Geriatrischen Rehabilitation 30 und in der Praxisklinik 7 zur Verfügung zu stellen. Schwieriger sei dagegen die Situation im Bereich der Praxisklinik Chirurgie. Hier solle es zu einem Schlichtungsversuch der Kassen kommen, da man sich unter den Landesverbänden nicht einigen konnte.

47. Aktion am 29. Januar 1998: „Paketaufkleber als Donnerwetter“.
Hans-Joachim Creischer, in St.Tönis wohnender Geschäftsführer der „James Paket Service GmbH in Karlsruhe“, hat an diesem Tag rund 4000 Pakete mit Aufklebern des Aktionskomitees versehen: Stopp Sozialabbau! Das Krankenhaus in Tönisvorst muß bleiben! und damit den Tönisvorster Widerstand in ganz Deutschland verbreitet.

48. Aktion am 5. Februar 1998: „Sonderstempel für unser Krankenhaus“.
Das Aktionskomitee ließ Sonderstempel prägen: „Das Krankenhaus in Tönisvorst muß bleiben!“ In Wäschekörben schleppten Firmen ihre Korrespondenz zur Post, um mit dem Sonderstempel den Tönisvorster Protest in alle Welt zu tragen. Auch Privatleute und Philatelisten nutzten die Gelegenheit. Diese Aktion wurde unterstützt von der Tönisvorster Stadtverwaltung, der Sparkasse Tönisvorst, der Gerke Städtereinigung, der Volksbank Hüls-Tönisvorst, sowie zahlreichen weiteren Firmen, denen das Aktionskomitee entsprechende Stempel zur Verfügung stellte.

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Chefarzt Dr. Erich Tizek erhielt Post von Klaus Matthiesen, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Matthiesen hat Gesundheitsminister Dr. Axel Horstmann signalisiert, er sei für den Erhalt des Tönisvorster Krankenhauses. Auch der zuständige Ministerialrat der Staatskanzlei, Thiele, habe bestätigt, das der Ministerpräsident Johannes Rau an dem Erhalt des Krankenhauses interessiert sei, teilt Tizek weiter mit.

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Dr. Guido Westerwelle, FDP-Generalsekretär, hat sich in Sachen Tönisvorster Krankenhaus an Dr. Axel Horstmann gewandt. Aus Gründen der Notfallversorgung und aus Auslastungsaspekten sei eine Schließung des Hospitals nicht zu rechtfertigen. Er bittet den Minister, die Argumente für den Erhalt des Hauses bei der sicherlich nicht leichten Entscheidungsfindung einzubeziehen.

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Weitere Unterstützung erhielten die Tönisvorster beim Kampf ums Krankenhaus aus Forstwald. „Der überwiegende Teil der Forstwalder sehe das Haus als das Haus ihrer Grundversorgung an“, sagte der 2. Vorsitzende Lucas Albinger vom Männergesangverein Forstwald unter Beifall der rund 100 Gäste beim Neujahrsempfang. „Wie viele Forstwalder wurden in St.Tönis geboren? Wie oft hat dieses Haus Leben in Forstwald gerettet?“ Der Chor unterstützte das Aktionskomitee in seinem Kampf, indem sie den Erlös ihrer Karnevalsveranstaltung unter dem Motto: „Wir wollen es lustig treiben, aber unser Krankenhaus muß bleiben“ dem Aktionskomitee für Aktionen zur Verfügung stellte. Es kam die stattliche Summe von DM 568,06 zusammen. Die Prinzengarde St.Tönis stellte außerdem beim Besuch dieser Veranstaltung noch DM 200,- zur Verfügung.

49. Aktion am 10. Februar 1998: „Tönisvorst ist überall“.
Diesmal fand das „Donnerwetter“ ausnahmsweise am Dienstag statt, denn auf Einladung der Kreis-CDU kam Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) nach St.Tönis. Vor dem Forum Corneliusfeld wurde er in Begleitung des CDU-Bundestagsabgeordneten Julius Louven mit Gefolge vom Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus und ca. 300 friedlichen und disziplinierten Demonstranten mit Plakaten und Betten „begrüßt“. Der Komiteesprecher Günter Wolfs nutzte die Gelegenheit, und machte Herrn Seehofer in einem 15 Minuten-Gespräch vor laufenden Kameras der Fernsehanstalten und im „Blitzlichtgewitter“ der Pressefotografen darauf aufmerksam, daß das Komitee im Verlauf der Auseinandersetzung um das Krankenhaus hat erkennen müssen, daß es bei der Schließungsabsicht nicht um Leistungsfähigkeit oder Wirtschaftlichkeit, den Wunsch oder Bedarf der Bürger gehe, sondern das dies ein Teil des Sozialabbaus sei. Tönisvorst sei überall. Man nutze jetzt die Gelegenheit, dem Minister einen Eindruck der Stimmung der Betroffenen seiner Politik zu vermitteln und diese Politik hat einen Namen: Seehofer! Das Aktionskomitee und die Demonstranten waren auch auf Drängen von Julius Louven nicht zu bewegen, in die Veranstaltungshalle zu gehen. Aus prinzipiellen Gründen ist das Aktionskomitee bisher zu keiner parteipolitischen Veranstaltung gegangen, weil es ein Bürgerkomitee ist.

50. Aktion am 19. Februar 1998: „In alle Welt … Verteidigung“.
Zum Jubiläum gab es gleich zwei Aktionen. Morgens verteilte das Aktionskomitee am Info-Stand in der Fußgängerzone in nur zwei Stunden 10.800 Aufkleber an die Bürger, und weil an diesem Tag der „Altweiber-Donnerstag“ war, mußten bei den Herren – schnipp, schnipp, – noch einige Schlipse „dran glauben“. Der Tönisvorster Inhaber der Firma ALWO-Druck (und Drucker dieses Heimatbriefes), Wolfgang Arretz, hatte dem Komitee für dieses Jubiläums-Donnerwetter die Aufkleber mit dem Donnerwetter-Logo „Unser Krankenhaus muß bleiben“ hergestellt und gestiftet.

Als Besucher wurden das Tönisvorster Prinzenpaar Jochen I. und Ingrid I. (Ehepaar Giltges) mit Gefolge, und der Tönisvorster Stadtdirektor Günter Scheuer am Aktionsstand begrüßt. Gegen Abend fand die zweite Aktion am Krankenhaus statt. Hier erhielt das Aktionskomitee die Unterstützung der beiden Tönisvorster Prinzenpaare samt großem Gefolge. Darüber hinaus waren das Tönisvorster Karnevalskomitee (TKK), die Tönisvorster Karnevalsgesellschaften, Feuerwehr, DRK und Bürger dabei. Auf Vorschlag des TKK-Vorsitzenden Horst Stamms wurden bei diesem „Donnerwetter“ (in Umkehrung des Brauchs, das Rathaus zu stürmen) das Krankenhaus symbolisch verteidigt. Mit viel Mühe hatten die Karnevalisten 25 riesige Steine (aus Styropor) herangeschleppt und damit einen Ring um den Eingangsbereich des Krankenhauses gebaut. Er soll auf Dauer alle Feinde des Krankenhauses abschrecken und vertreiben. „Unsere Forderung: Das Krankenhaus muß bleiben, ist ganz und gar nicht närrisch gemeint“ versicherte Prinz Jochen I. den Demonstranten, unter denen sich auch Bundestagsabgeordneter Walter Schöler, Bürgermeister Albert Schwarz, Vizebürgermeister Lothar Vauth, Stadtdirektor Günter Scheuer und die Chefärzte des Krankenhauses befanden.
Der Karnevalist Rainer Gries sang, mit Unterstützung der Verstärkeranlage der Firma Brings und Weckauf, das vom Aktionskomitee-Mitglied Werner Lessenich auf die Melodie des Karnevalschlagers „Mer losse dä Dom in Kölle“ umgedichtete Lied: „Et Krankehuus mot he bliewe, den he jehürt et hin …“

Refrain: 

Dat Krankenhu:es mott he blieve,
denn he jehürt dat hin.
Wat solle we dann woanders
dat hätt doch kinne Sinn
Dat Krankehu:es mott he blieve,
denn he send we tohus
on ob singem aale Platz
blievt et och jo:et in Schuß
on ob singem aale Platz
blievt et och jo:et in Schuß

Stell dech vür os Krankehu:es dat wör verratz
Stell dech vür do kress ob ehmohl Ping
on en Krievel wör för dech dann kinne Platz
dat wör doch en unvorstellbar Ding
Ut Kempe möss den Doktor ku:eme, wenn et illt
on wat es wenn dä dann woangersch es
do wöes man überhaupt net wat man make sull
on doröm is dat eene ganz geweß:

Refrain

Zint Tünes un och Voorsch, die sent am wasse noch
et kueme noch mier Minsche in os Stadt
on für die Lüe do wüer et kinne feine Zoch
wenn Tönisvorst kinn Krankehu:es mö:er hat
Dröm sägge we et jeddem, dä et hüre will
dat Krankehu:es, dat leggt os an et Herrt
on oser Donnerwetter es net eher still
bes dat et jedder ens verstange hätt.

Refrain

Nachdem Professor Dr. Joachim Berndt aus Vorst den Aktionskomitee-Mitgliedern seine selbst gefertigten Goldmedaillen zum Jubiläums-Donnerwetter um den Hals gehängt hatte, zog „die Karawane weiter“ zum Rathausplatz um nun hier dem karnevalistischen Brauchtum zu frönen.

51. Aktion am 26. Februar 1998: „Schluß mit lustig! Es donnert weiter: Wir inserieren“.
In den Zeitungen wurden Inserate aufgegeben, die von Tönisvorster Unternehmer finanziert wurden.

52. Aktion am 5. März 1998: „Blickfang Ortseingangsschilder“.
Die Unterstützung aus der Unternehmerschaft wurde hier vom Inhaber der Firma Rehse-Reklame, Horst Rehse, verbildlicht. Sie stellte die Protestschilder mit der Aufschrift: „Unser Krankenhaus muß Bleiben“ her und kostenlos zur Verfügung, die an allen Ortseingangsschildern befestigt wurden und jeden Besucher unserer Stadt auf diese Forderung aufmerksam machen soll.

53. Aktion am 12. März 1998: „Kartengrüße aus Tönisvorst“.
Mit einer bundesweiten „Postkartenaktion“ machte das Aktionskomitee auf sich aufmerksam. 10.000 Postkarten wurden auf Vermittlung von Rolf Hübecker vom Krefelder Verlag Stünings mit dem Donnerwetter-Logo und dem Schriftzug: „Das Tönisvorster Krankenhaus muß bleiben“ hergestellt und kostenlos zur Verfügung gestellt.

54. Aktion am 19. März 1998: „Laßt Rosen sprechen“.
530 Rosen – versehen mit dem Aufkleber des Komitees – wurden auf der Hochstraße in St.Tönis an die Bürger verteilt und dienten auch zur Werbung für den Förderverein des Krankenhauses, der mit dem Vorsitzenden Hermann-Josef Gerke und Frau Emmy Scholze am Stand des Komitees vertreten war. Als nach knapp einer Stunde die Blumen weg waren, kam noch Nachschub von ca. 500 Nelken, die auch in der gleichen Zeit an „die Frau“ und „den Mann“ gebracht wurden. „Blumen-Rennes“ hat bei dieser Aktion sein Herz weit geöffnet und diese Aktion ermöglicht.

55. Aktion am 26. März 1998: „Pizza! Fürs Krankenhaus“.
„Wir brauchen unser Krankenhaus“ sagen auch die Brüder Antonio Vitale und Rino Caruana, Inhaber der Restaurants „Haus Wirichs“ und „Cavese“ in St.Tönis. Vor dem „Haus Wirichs“ hatten die beiden „Pizzabäcker“ einen Verkaufsstand aufgebaut an dem die Aktionskomitee-Mitglieder in zwei Stunden ungefähr 50 Meter Pizza für eine freiwillige Kostenbeteiligung an Aktionen des Komitees „verkauften“.

56. Aktion am 2. April 1998: „Pressekonferenz“.
Die wöchentlichen „Donnerwetter am Donnerstag“ des Tönisvorster Aktionskomitees pro Krankenhaus haben ein Ende. Der Grund: Das Komitee geht davon aus, daß der Erhalt des Krankenhauses endgültig gesichert ist. Bis der Minister seine Unterschrift leistet, werden die „Donnerwetter“ allerdings noch monatlich weitergeführt. Zwar habe der Chefarzt der Chirurgie nicht, wie geplant, seine Zulassung als

niedergelassener Arzt erhalten, so Komiteesprecher Günter Wolfs in dieser Pressekonferenz. Doch hätten die Krankenkassen umgehend Zustimmung zu dem „Ersatzplan“ signalisiert, auch die Chirurgie durch einen Versorgungsvertrag zwischen Krankenkassen und der Antoniuszentrum GmbH abzusichern. Das Aktionkomitee sei stolz, daß von Tönisvorst ein demokratisches Beispiel ausgehe. Es werde die Vorgänge kritisch verfolgen und wenn es irgendwo hake, sei es jederzeit bereit, die „Schlagzahl“ zu erhöhen.

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Wie steht es nun um unser Krankenhaus? Am 25.03.1998 ist eine wichtige Vorentscheidung über die endgültige Lösung zum Erhalt des Tönisvorster Krankenhauses gefallen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat den von Dr. Rudolf Lohmeyer gestellten Antrag auf Zulassung als ambulant im Krankenhaus praktizierender Arzt abgelehnt. Dies war ein möglicher Weg, der von den Krankenkassen bevorzugt worden war. Unmittelbar nach der Entscheidung der KV erklärte ein Sprecher der Krankenkassen, daß jetzt der Weg für einen Versorgungsvertrag zwischen Krankenkassen und Krankenhaus gegangen werden muß. Das heißt im Grunde genommen, das Krankenhaus wird auch die Chirurgie mit Tagesbetten und den zugesagten 7 Klinikbetten betreiben. Für die Bürger eigentlich der bessere Weg, da hierbei die Klinik nicht vom jeweiligen praktizierenden Arzt abhängig ist. Bis auf eine Krankenkasse haben mittlerweile alle Kassen dieser Lösung zugestimmt Sollte dies so bleiben, muß die Zustimmung der Spitzenverbände der Krankenkassen als Mehrheitsentscheidung herbeigeführt werden. Diese „Gremienentscheidung“ nach § 213 SGB V wird dann nach Mehrheit fallen. Da die Mehrheit der Krankenkassen diesem „Modell“ bereits zugestimmt haben, wäre dieser Weg lediglich eine weitere Verzögerung der angestrebten Lösung. Aus vielen Gesprächen haben die Mitglieder des Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus die feste Überzeugung, daß die Krankenkassen an einer für die Tönisvorster Bürger akzeptablen Lösung interessiert sind. Die übrigen Bestandteile des Kompromisses, Innere mit 80 Betten und die Geriatrie mit 30 Betten, stehen seit 9. Dezember 1997 ohnehin zwischen den Verhandlungsparteien fest. Auch die Krankenkassen sind fest davon überzeugt, daß der zuständige Minister Dr. Axel Horstmann dem endgültig vereinbarten Kompromiß zustimmen wird. Da die Vertreter der Stadt Tönisvorst schon mehrmals, auch durch einstimmige Ratsbeschlüsse dieser Lösung zugestimmt haben, kann nach Ansicht des Tönisvorster Aktionskomitees pro Krankenhaus jetzt von dem Fortbestand des Tönisvorster Krankenhauses ausgegangen werden. Das Komitee wird deshalb ab sofort auf die wöchentlichen „Donnerwetter“ verzichten und bis zur endgültigen Rettung des Krankenhauses nur einmal monatlich ein „Donnerwetter am Donnerstag organisieren. Sollte es allerdings einmal an einer Stelle „haken“, sind sich die Komiteemitglieder einig, die wöchentlichen Aktionen umgehend wieder aufzunehmen. Obwohl schon oft genug erwähnt, weist das Aktionskomitee noch einmal ausdrücklich darauf hin, daß allen Beteiligten klar sein muß, daß zu einem für die Bürger akzeptablen Ergebnis der Erhalt des Notarztsystems und eine funktionierende „Ambulanz rund um die Uhr“ gehört.

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Letzte Meldung: Soeben teilt die bisher nicht zustimmende Krankenkasse dem Aktionskomitee-Sprecher Günter Wolfs ihre grundsätzliche Bereitschaft mit, daß sie auch die Lösung über den Versorgungsvertrag nach § 111 sowie § 109 SGB V mit tragen wird. Damit ist der Weg für das „Tönisvorster Modell“ geebnet. Zum ersten Mal würde hiernach in NRW die Chirurgie eines Krankenhauses im Rahmen dieser Vertragsgrundlage organisiert. Ambulant vor stationär und die Verweildauer im Krankenhaus auf das notwendige Maß, wird von den Krankenkassen durch vertragliche Rahmenbedingungen, die die Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses sowie den Bedarf der Tönisvorster berücksichtigen, hierbei angestrebt werden. Die Kassen müssen an dem Gelingen dieses „Modells“ interessiert sein. Wie sonst wollen sie andere Krankenhäuser demnächst motivieren, freiwillig dem aus Sicht der Krankenkassen notwendigen Weg des Bettenabbaus mit zu gehen. Dies ist zugleich die Chance für Tönisvorst. Die Diskussion um Bettenabbau wird mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren weiter gehen. Tönisvorst wird dann diesen Schritt schon hinter sich haben. Der jetzt in Tönisvorst anstehende Kraftakt zur Neugestaltung wird allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Antoniuszentrum GmbH Tönisvorst viel abverlangen. Das Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus wird auch weiter an der Seite der Mitarbeiter für ein Gelingen dieser Herausforderung stehen.

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Vor Redaktionsschluß dieses „St.Töniser Heimatbriefs“ waren die letzten Meldungen in der hiesigen Presse von positiven Schlagzeilen geprägt. Am 3. April hieß es in der Westdeutschen Zeitung: „Krankenhaus vor der Rettung“, am gleichen Tag schrieb die Rheinische Post: „Krankenkassen räumen den Knackpunkt OP-Zentrum aus“, und bei den Niederrhein Nachrichten hieß es einen Tag später: „Krankenhaus gesichert“.

Diesen guten Nachrichten schließe ich mich im Namen des Heimatbundes St.Tönis erleichtert an und wünsche unserem Krankenhaus für die Zukunft: „Glück auf!“


Artikel im Heimatbrief 140 – mit den Donnerwetter-Aktionen 57 und 58

„Das Krankenhaus bleibt, die Landesregierung stimmt zu!“ Nun ist es endlich geschafft.
Seit rund 22 Monaten haben die Tönisvorster Bürger, nach der von der Landesregierung mitgeteilten beabsichtigten Schließung des Tönisvorster Krankenhauses, auf diese erlösende Mitteilung gewartet. Sie haben jetzt den Kampf um den Erhalt ihres Krankenhauses gewonnen. Was wie ein Kampf zwischen David und Goliath in demokratischer Art und Weise begann, endete mit einem Erfolg der kleinen Leute gegen die übermächtige Obrigkeit. Hier wurden Menschen zu Kämpfern, weil sie sich nicht mit dem ihnen aufgeladenen Schicksal abfinden wollten, weil sie die guten Argumente hatten, weil sie den berechtigten Anspruch auf ihrer Seite glaubten, weil an ihrer Überzeugungskraft und an die vielen seriösen Aktionen niemand ohne Regung vorbei kam, und weil der unbändige Willen zum Erfolg als Antriebsfeder zum Gelingen beitrug.

Ehe ich jedoch weiter meine Freude über das Erreichte zum Ausdruck bringe, möchte ich der Vollständigkeit halber aber zunächst ab dort weiter berichten, von wo aus ich im vorigen St.Töniser Heimatbrief bei Redaktionsschluß den Schlußpunkt setzen mußte.

Die letzten Meldungen waren positiv und ließen auf weitere gute Nachrichten hoffen. Mit Beginn der Osterzeit hatte das Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus eine Osterpause eingelegt, jedoch nicht ohne kritische Betrachtung aller Vorgänge um das Krankenhaus, um notfalls sofort reagieren zu können.

57. Aktion am 7. Mai 1998: „Priorität für unser Krankenhaus“.
„Unterstützen Sie diese Resolution“, forderten die Mitglieder des Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus am Infostand auf dem Rathausplatz in St.Tönis von 10 bis 12 Uhr die rund 1.000 Wochenmarktbesucher auf.

Ein Tag später, am 8. Mai, wurde eine gemeinsame Erklärung zur Lage des Krankenhauses Tönisvorst vom Bürgermeister Albert Schwarz und vom Komiteesprecher Günter Wolfs abgegeben. Weil durch die katastrophale finanzielle Situation des Tönisvorster Schwimmbades viele Tönisvorster Bürger die angestrebte dauerhafte Lösung zum Erhalt des Krankenhauses u.U. gefährdet sahen, haben die beiden o.g. Herren diese Erklärung verfaßt. Hier Auszüge daraus:

„Der Rat der Stadt Tönisvorst hat mehrfach die absolute Priorität für das Krankenhaus beschlossen. Der angestrebte Kompromißweg wurde im Rat einstimmig angenommen. Ein Abrücken von diesen Beschlüssen wäre nach unserer Auffassung wegen des eindeutigen Willens der Bürger politische Selbstaufgabe. Die Verwaltung hat den eindeutigen Auftrag, diese Beschlüsse umzusetzen. Die hierfür notwendigen finanziellen Mittel aus Tönisvorst müssen zur Verfügung gestellt bzw. eingeplant werden. Dies gilt insbesondere für die Altschulden aus der Zeit vor der GmbH.“

Nun wird an Verhandlungen und deren Ergebnisse erinnert, über die im vorigen St.Töniser Heimatbrief bereits berichtet wurde. Wörtlich heißt es dann weiter:

„Probleme stecken häufig im Detail. Dies gilt auch für die Verhandlungen mit den Krankenkassen. Deshalb sollte niemand aus Tönisvorster Sicht auf Zeit drängen, zumal die Grundversorgung der Tönisvorster z.Zt. abgesichert ist. Wir vertrauen voll den Zusagen der Krankenkassen, daß sie auch im eigenen Interesse eine die Tönisvorster zufriedenstellende dauerhafte Lösung anstreben. Genau so verlassen wir uns auf die eindeutig positiven Signale der Landesregierung, das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den Krankenkassen und dem Antoniuszentrum mit zu tragen. Wir werden weiterhin gemeinsam die weitere Entwicklung bis zur endgültigen Rettung unseres Krankenhauses wachsam verfolgen“.

Am 12. Mai fanden im Antoniuszentrum dann Detailverhandlungen zwischen den Vertretern der Krankenkassen und dem Geschäftsführer der Antoniuszentrum GmbH, Herrn Klaus Becker, statt.

58. und letzte Aktion!?!? am 11. September 1998: „Freudenfahrt durch St.Tönis“.

Nach der Meldung: „Die Landesregierung stimmt zu, das Krankenhaus bleibt!“, die wie ein Lauffeuer durch die Stadt Tönisvorst ging, organisierte das Aktionskomitee innerhalb von zwei Stunden einen Autokonvoi zu einer Freudenfahrt durch St.Tönis, und dehnte ihn während der Fahrt noch auf den Tönisvorster Ortsteil Vorst aus. Das durch die vorangegangenen 57 Aktionen bei den Ordnungsbehörden sicherlich als seriös eingestufte Aktionskomitee fand in den zuständigen Polizeibehörden verständnisvolle Partner, die diese Freudenfahrt durch einen begleitenden Streifenwagen mit den Polizisten Herrn POK Teckenburg und Frau P ??? in vorbildlicher Art und Weise unterstützten und überwachten. Dies war von der Polizei praktizierte unbürokratische Bürgernähe, die man hoch loben muß.

Die Tönisvorster Bürger hatten einen ungeheuer großen positiven Zuspruch seitens der hiesigen Presse. Mir ist kein Thema bekannt, welches von der hiesigen Presse auch nur annähernd große Akzeptanz und andauernde Berichterstattung in Wort und Bild erfahren hat, als der herausragende Kampf der Tönisvorster Bürger um den Erhalt ihres Krankenhauses. Die Presse hat einen wesentlichen Anteil am Gelingen und an den Erfolg dieses Kampfes. Ihre Bürgernähe, bei allen möglicherweise vorhandenen Zwängen, hat vielen Tönisvorstern die Kraft gegeben, die nötig war, dieses scheinbare aussichtslose Unterfangen durchzustehen und zu bestehen. Hinter den Namen Presse verbergen sich aber Menschen, durch deren persönlicher Einsatz im Team diese lobenswerte Unterstützung gegeben wurde. Für Ihre Redaktion einschließlich der Fotoreporter sind hier zu nennen:

  • die Lokalredakteurin Frau Thea Elbertz für die Rheinische Post,
  • der Lokalredakteur Herr Werner Dohmen für die Westdeutsche Zeitung,
  • die Lokalredakteurin Frau Sylvia Berndt für die Niederrhein Nachrichten,
  • und für den Stadt-Spiegel Herr Hans-Ludwig Hummen.

Diese Damen und Herren erhielten vom Heimatbund St.Tönis als äußeres Zeichen des Dankes während einer Feierstunde am 29. September 1998 im St. Töniser Rathaus den St. Antoniustaler aus Bronze überreicht.

Eine große positive Unterstützung hatten die Tönisvorster Bürger aber auch von der hiesigen Radiowerkstatt, der Interessengemeinschaft Lokalrundfunk, die verantwortlich von Herrn Ralf Drenkers geleitet wird. Er hat in über 40 Rundfunkbeiträgen, bei denen zum Teil auch Günter Wolfs mitwirkte, über die Bürgeraktionen berichtet. Dabei erhielt sein Beitrag über den Notarztrettungsdienst in Tönisvorst mit einer Rettungsfahrt von Kempen nach St.Tönis eine hohe Auszeichnung. Dieser Beitrag wurde mit dem Hörfunkpreis 1997 der Landesanstalt für Rundfunk NRW ausgezeichnet, und in Dortmund am 22. November 1997 verliehen. Auch Herr Drenkers hat einen wesentlichen Anteil am Gelingen und am Erfolg dieses Bürgerkampfes um den Erhalt unseres Krankenhauses. Auch an ihn wurde der St. Antoniustaler vergeben.

Günter Wolfs hat durch seinen herausragenden, persönlichen Einsatz, als Sprecher des Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus, für den Erhalt des Tönisvorster Krankenhauses bis an die Grenzen seiner Gesundheit unermüdlich gearbeitet. Nach dem Sprichwort: „Steter Tropfen höhlt den Stein“ hat er mit dem Willen zum Erfolg in den letzten 18 Monaten immer wieder den Gesprächskontakt mit den Medien Fernsehen, Rundfunk, Presse und mit den Obrigkeiten der zuständigen Ministerien und der Krankenkassen über FAX, Telefon, und auch persönlich gesucht und gefunden. Als Ideengeber und erster Mann bei Aktionen und Demonstrationen hat er seine Botschaft: „Wir wollen unser Krankenhaus behalten“ vehement vertreten. Auch als gewiefter Berater nach innen, und Mann mit Fingerspitzengefühl in kritischen Situationen, ist er wohl der größte Trumpf der Tönisvorster Bürger im Kampf um den Erhalt des Krankenhauses.

Nur mit Günter Wolfs ist dieser große Erfolg sicherlich möglich geworden, und das Ende der Fahnenstange zum dauerhaften Krankenhausbestand in Sichtweite geraten. Auch er erhielt den St. Antoniustaler.

Walter Schöler, MdB und Tönisvorster Bürger, hat durch seinen herausragenden, persönlichen Einsatz, für den Erhalt des Tönisvorster Krankenhauses hinter den Kulissen unermüdlich gearbeitet. Seine Unterstützung bei diesem großem Problen in seiner Heimatstadt wird er sicherlich mit einer gehörigen Portion Herzblut angegangen sein. Der am Ende zustande gekommene Kompromiß, der jedenfalls den Erhalt des Tönisvorster Krankenhauses sichert, wird zu einem großen Teil auch sein Verdienst sein.

Der Kampf ist gewonnen. Das Krankenhaus bleibt. Nun sind unsere Kommunalpolitiker im Zusammenwirken mit der Stadtverwaltung Tönisvorst an der Reihe. Auf Sie kommt es jetzt an! In Sie setzen die Bürger nun ihre hohen Erwartungen. Wir wollen hoffen, daß Sie alles in ihrer Macht stehende tun, um die neue Krankenhaus-Ära mit einem langen Leben zu erfüllen, sozialverträglich die Umstrukturierung vorzunehmen und die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen und bereitzustellen.

Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an!

Es lebe unser Tönisvorster Krankenhaus!


Artikel im Heimatbrief 141

„Das Krankenhaus bleibt, die Landesregierung stimmt zu!“ Dies teilte das Aktionskomitee pro Krankenhaus den Menschen in St.Tönis und Vorst bei seiner Autokorso-Freudenfahrt am 11. September 1998 über Lautsprecher und auf Plakaten mit.

Der Kampf in Bezug auf Landesregierung und Krankenkassen war gewonnen. Nun waren unsere Kommunalpolitiker im Zusammenwirken mit der Stadtverwaltung Tönisvorst an der Reihe. Auf sie kam es jetzt an! In sie setzten die Bürger nun ihre hohen Erwartungen und die Hoffnung, daß die Verantwortlichen unserer Stadt Tönisvorst alles in ihrer Macht Stehende tun, um die neue Krankenhausära mit einem langen Leben zu erfüllen, sozialverträglich die Umstrukturierung vorzunehmen und die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen und bereitzustellen.

In der Zwischenzeit ist nun „viel Wasser den Rhein hinunter gelaufen“. Wollen wir doch mal vorsichtig eine Bilanz ziehen und sehen, was sich seit dieser Zeit so alles getan hat.

Jedes Kind auf den Straßen in Tönisvorst kann es mittlerweile bereits „singen“, denn die Entscheidungsträger aus Rat und Verwaltung haben in der Vergangenheit in öffentlichen Sitzungen und in Pressemitteilungen immer und immer wieder hundertprozentig erklärt:

„Das Krankenhaus hat oberste Priorität, wir sind für den Erhalt!“

Dem folgend und vertrauend könnte das Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus seinen „Laden“ doch jetzt schließen und „in Rente gehen“.

Daß dies nicht so ist, ließen Bürgermeister Albert Schwarz und Aktionssprecher Günter Wolfs bei der Dankes- und Ehrungsfeier für das Aktionskomitee am 1. Oktober vergangenen Jahres im Rathaussaal in ihren Reden bereits erkennen.

Bürgermeister Albert Schwarz“ … denn vielleicht wird auch das Aktionskomitee in Zukunft noch tätig werden müssen, falls ein Weg zum endgültigen Erhalt des Krankenhauses in die Irre zu gehen scheint.“

Aktionssprecher Günter Wolfs“ … daß Fehler der Entscheidungsträger der Stadt Tönisvorst noch immer das Erreichte in Frage stellen könnten.“

Wieso?, runzelt „Otto Normalverbraucher“ aus Tönisvorst die Stirn. Doch „O. N.“ hat schnell gelernt. Bereits auf der Ratssitzung am 17.12.1998 haben im nichtöffentlichen Teil vier Fraktionen einen Antrag an den Rat gestellt. Das Ergebnis war die 20 : 17 Entscheidung des Rates, die Stadtwerke zu verkaufen und den Erlös (rd. 31 Mio. DM) nur für Schwimmbad nebst Blockheizkraftwerk zu verwenden. Dies wurde von vielen Tönisvorster Bürgern als „Verrat“ am Krankenhaus empfunden, wobei der Verkauf der Stadtwerke sowieso zum Himmel schreit, aber ein Thema für sich ist. Zahlreiche Bürger wandten sich empört an das Aktionskomitee, denn die hochgelobte Priorität war „auf Wanderschaft gegangen“. Wollte der Rat von Tönisvorst mit dieser Entscheidung die unliebsamen Diskussionen über Verantwortlichkeiten der skandalösen Entwicklung beim Schwimmbad- und Blockheizkraftwerksbau abwürgen?

„O. N.“ kommt langsam hinter die mögliche Tönisvorster politische Strategie: „Öffentlich ruhig alles versprechen und auch Prioritäten setzen, denn nichtöffentlich wird entschieden und das sieht „Otto Normalverbraucher“ dann ja nicht.“

Es hagelte Leserbriefe: „Für wie blöd halten die uns?“ – „Unseliger Beschluß“ – „Nur der Wähler kann diesem Graus ein Ende machen“ – „Stadtdirektor ist Bremsklotz“.

Die Bürger fordern vom Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus jetzt „Donnerwetter“. Gegen wen? Gegen die eigenen Tönisvorster Obrigkeiten! Seit dieser Zeit tagt das Aktionskomitee wieder wöchentlich, um, wenn nötig, sofort reagieren zu können. Kämpfen ist dort wieder angesagt, aber dafür ist das Aktionskomitee ja auch ins Leben gerufen worden.

Franz Kersten, stellv. Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender der UWT, kritisiert den Beschluß vom 17.12.1998: Zwar hätten alle Fraktionen immer wieder beteuert, das Krankenhaus habe erste Priorität, doch sei diese quasi durch diesen Beschluß zu Gunsten der Bäder aufgehoben. Während dem Schwimmbad eine Art Freibrief oder Blankoscheck für bisher nicht übersehbare Betriebsdefizite ausgestellt wurde, wird der für das Krankenhaus ermittelte Finanzbedarf in Frage gestellt.

Hans-Gerd Peters, 1. Beigeordneter: … damit wurde die Priorität des Krankenhauses klar unterlaufen.“

Kerstin Reemen von der Westdeutschen Zeitung: Die Presse als Vertreter und Berichterstatter für die Öffentlichkeit bleibt von dem „mangelnden Informationsfluß“ in Tönisvorst nicht verschont. Da landen „nachträglich nominierte“ Themen für den – wohlgemerkt – öffentlichen Teil der Ratssitzung nicht rechtzeitig auf den Redaktionsschreibtisch. Da werden so wichtige Beschlußvorlagen wie die „Umstrukturierung des Krankenhauses“ nicht rechtzeitig auf einer nachgereichten Tagesordnung angekündigt, da liegen die Beschlußvorlagen noch nicht einmal zu Beginn der Ratssitzung auf den Tischen …“

Günter Wolfs, Sprecher des Aktionskomitees pro Krankenhaus: „Die Stimmungslage in der Bevölkerung ist brisant, nicht nur wegen des Krankenhauses. Die Politik ist gut beraten, Vertrauen zurückzugewinnen. Aber wir müssen ihr auch Zeit lassen, ihre Schwüre umzusetzen. Ein Punkt aber, der den Umstrukturierungsprozess so schwierig macht: Im Aufsichtsrat der Antoniuszentrum GmbH sitzen 15 Personen – in einem Wirtschaftsunternehmen vergleichbarer Größe „undenkbar“ – alle gehören Parteien an und haben unterschiedliche Vorstellungen. Es besteht die Gefahr, daß es Reibungsverluste gibt. Die Geschäftsführung könnte – ohne bösen Willen – ausgebremst werden. Die Gefahr, daß im Wahlkampf Sachentscheidungen im Aufsichtsrat und in der Gesellschafterversammlung nicht mehr zielorientiert gefaßt werden, sondern von parteipolitischen Überlegungen geprägt werden können, ist nicht von der Hand zu weisen.“

Lothar Vauth, Vizebürgermeister und Vorsitzender der SPD: „… Notwendig ist auch, die Kompetenz im Aufsichtsrat zu erhöhen. Wirtschaftlicher und medizinischer Sachverstand ist hier geboten. Für unabhängige Experten müßten die Parteien auf Aufsichtsratssitze verzichten. …Die Geheimniskrämerei muß ein Ende haben. Die verlangt auch das GmbH-Gesetz nicht.“

Auf der Ratssitzung am 25. Februar 1999 stimmte Stadtdirektor Scheuer die Ratsmitglieder mit den Worten ein: Nach den bisherigen Pleiten müsse die Entwicklung im Krankenhaus überwacht werden.

Dies sollte nach Auffassung des Stadtdirektors kurioserweise ein Architekt übernehmen, der bereits 1990/91 Planungen für das Tönisvorster Krankenhaus in Sachen Geriatrie durchgeführt hatte. Die Planungen wurden damals verworfen. Gerade diesen brüskierten Fachmann brachte der Stadtdirektor dann als Kontrolle der Kontrolle ins Gespräch. Scheuers Architekt sollte die Wirtschaftlichkeit des Kompromisses prüfen. Unverständlich ist hierbei, daß der Kontroll-Architekt erst nach nunmehr anderthalb Jahren nach der ersten Bekanntgabe des Kompromisses ins Gespräch gebracht wurde. Offensichtlich waren dadurch zahlreiche Stadtverordnete verunsichert. Nur die entschiedene Gegenwehr einiger Ratsmitglieder und vom Krankenhaus-geschäftsführer Klaus Becker brachten das Vorhaben zum Fall. Der Geschäftsführer betonte, daß bei Annahme des Vorschlags das Krankenhaus im September 1999 den Betrieb einstellen müßte, da für diesen Fall Umbau und weitere Einzelverhandlungen nicht mehr formgerecht durchzuführen seien. Nicht verhindert werden konnte im Rat, daß für die Chirurgie eine solche Wirtschaftlichkeitsberechnung gemacht werden soll.

Am 26. Februar 1999 lud das Aktionskomitee zur Pressekonferenz ein und machte deutlich, daß es die Entwicklung im Bereich Krankenhaus nicht mehr länger hinnehmen wird. Das Komitee wies darauf hin, daß das OP-Zentrum ein elementarer Teil des Modells sei. Wolfs: „Was sollen da Diskussionen um die Wirtschaftlichkeit des Notarztes? Der kann nicht wirtschaftlich sein!“ Gerade die Chirurgie biete zukunftsorientierte Entwicklungsmöglichkeiten durch Erweiterungsangebote oder durch Ansiedlung von Fachärzten im Rahmen einer Praxisklinik. Der Stadtdirektor habe an der Entwicklung der letzten Wochen größten Anteil und sei eine Gefahr für das Krankenhaus.

Am 11. März 1999 ging das Aktionskomitee mit 1.000 Flugblätter an die Öffentlichkeit,

und informierte damit die Bürger, daß laut Ratsbeschluß für das Schwimmbad und Blockheizkraftwerk Geld ohne Auflagen für die nächsten Jahre bereitgestellt werden solle, während bei dem Krankenhaus jetzt aber die „Wirtschaftlichkeit“ in Frage gestellt würde. Das Aktionskomitee erinnerte noch einmal an den ausgehandelten Kompromiß:

Die Innere Abteilung bleibt mit 80 Betten im Krankenhausbedarfsplan.

Zur Absicherung der ortsnahen Grundversorgung wurde für die Chirurgie mit den Krankenkassen ein Versorgungsvertrag abgeschlossen. Hiernach soll ambulant vor stationär gelten. Für den stationären Bereich stehen sieben Betten mit einer maximalen Verweildauer von fünf Tagen und für den ambulanten Teil soviel Betten wie notwendig (bei maximaler Verweildauer von 24 Stunden) zur Verfügung.

Die geriatrische Rehabilitationsabteilung wird mit 25 stationären und 5 tagesklinischen Betten ausgestattet.

Außerdem haben alle Entscheidungsträger dem Erhalt des Notarztsystems und einer „klinischen Ambulanz rund um die Uhr“ zugestimmt.

Das Aktionskomitee hat seit Vorlage des Kompromisses immer wieder darauf hingewiesen, daß diese Lösung für Tönisvorst nicht zum Nulltarif zu haben sein wird. Notarztsystem und Ambulanz rund um die Uhr – als unabdingbarer Teil des Kompromisses – lassen sich nicht refinanzieren. Das war den Entscheidungsträgern in Tönisvorst auch bei den zahlreichen Resolutionen für die Priorität des Krankenhauses bekannt! Warum also jetzt die Frage nach Wirtschaftlichkeit?

Die Inhalte der Verträge müssen bis zum 1. September 1999 umgesetzt sein. Noch befindet sich die Umstellung im geplanten Zeitrahmen. Die Planungen für die Geriatrische Rehabilitationsabteilung (für diesen Bereich sind Umbauten notwendig) sind abgeschlossen, die Ausschreibung ist auf den Weg gebracht. Mit den Baumaßnahmen kann Anfang April dieses Jahres begonnen werden. Wer jetzt diese Zeitschiene verläßt, gefährdet unser Krankenhaus. Das Aktionskomitee wird jedenfalls weiter wachsam sein!

Am 25. März 1999, am Tage der Ratsitzung, verteilte das Aktionskomitee rund 1.000 Handzettel an die Besucher des St.Töniser Markttages mit dem Titel: „Nicht an den Worten, an den Taten sollst Du sie erkennen!“ Eine DIN-A4-Seite, voll mit zufällig ausgewählten Zeitungsschlagzeilen, sollte an das Gezerre um unser Krankenhaus erinnern. Von: „Stadt plant Verkauf des Tönisvorster Krankenhauses an Investor – Landesregierung will Krankenhaus schließen!“ im Herbst 1996, bis „Scheuer: Ich stehe zum Konzept für das Krankenhaus“, am 10. März 1999, waren noch weitere 26 Schlagzeilen in Erinnerung gebracht worden. Das Papier des Aktionskomitees schließt mit dem Hinweis: „Na denn, wir bleiben wachsam!“

Nach der Ratsitzung vom 25. März 1999 herrschte endlich Klarheit über die zukünftige Finanzierung des Krankenhauses. Sechs Millionen Mark sind in 1999 für das Antoniuszentrum bereitgestellt, der Umbau damit gesichert worden. Weitere 5,95 Millionen Mark stehen im „Investitionsprogramm 2000“ für das Krankenhaus bereit, die jederzeit abrufbar seien. Der Vorschlag der SPD, das Eigenkapital des Antoniuszentrums von 6 Millionen auf 12 Millionen Mark aufzustocken, wurde mit Ratsmehrheit abgelehnt.

Stadtdirektor Günter Scheuer kam Ende März 1999 mit einer erfreulichen Nachricht an die Öffentlichkeit. Das NRW-Gesundheitsministerium hält nach dem Tönisvorster Antrag auf Ausgleichszahlung nach dem Krankenhausgesetz eine Förderung in Höhe von 900.000 Mark als pauschale Ausgleichsleistung unbürokratisch und ohne entsprechende Nachweise zum Schließungszeitpunkt der bisherigen Betriebsform am 1. September 1999 für möglich. Eine darüber hinausgehende Förderung sei nur zulässig, wenn die unzumutbare Härte vom Krankenhaus nachgewiesen wird.

Die Aktivisten des Tönisvorster Aktionskomitee pro Krankenhaus wollen weiterhin alles tun, damit das „Modell Tönisvorst“ mit Unterstützung der Krankenkassen und der Landesregierung in wirtschaftlichen und qualitativen Fragen ein Vorzeigeobjekt bleibt. Den Stadtverordneten, die durch fehlende Information oder Fehlinformation verunsichert sind, wolle man die Hand reichen. Denen aber, die zu Lasten der medizinischen Grundversorgung der Tönisvorster Bürger und der Mitarbeiter im Krankenhaus Wahlkampf führen wollen, sagt das Aktionskomitee seinen entschiedenen Widerstand an.


Fortsetzung im Heimatbrief Nr. 142

Als äußeres Zeichen des Erfolges vom „Kampf der Tönisvorster um den Erhalt ihres Krankenhauses“ zeugt nach der Umstrukturierung unseres Krankenhauses auch dessen Umbau. Für die Gesamtmaßnahme hat die Stadt Tönisvorst rund sechs Millionen Mark bereitgestellt. Seit dem 1. September 1999 ist das Hospital in Tönisvorst in seine neue Form übergegangen.
Die von Chefarzt Dr. Lohmeyer geleitete chirurgische Abteilung nahm am 1. Oktober 1999 ihren neu strukturierten Dienst auf. Hier wurde die Bettenzahl von 62 auf sieben Betten reduziert, bei einer Höchstverweildauer von fünf Tagen. Dies bedeute nicht, so der Geschäftsführer, Dipl.-Kfm. Klaus Becker, dass in der ganzen Abteilung nur sieben Betten stehen. Das heißt nur, dass im Jahresdurchschnitt sieben Betten belegt sein müssen. Keinesfalls würden Patienten abgewiesen, weil an einem Tag sieben Betten bereits belegt wären. Dazu kommt die Anzahl der benötigten Betten für die Tagesambulanz-Chirurgie. Oberarzt Dr. Joachim Fährmann genießt als Spezialist der Varizenchirurgie (Krampfadern) im weiten Umkreis von Tönisvorst einen guten Ruf und hat damit für die Chirurgie im Tönisvorster Krankenhaus einen hohen Stellenwert. Dr. Bogo Mutanow unterstützt als Chefarzt der Anästhesie die Chirurgische Abteilung.

Die neue Geriatrie hat als Rehabilitationseinrichtung unter der Leitung von Chefarzt Dr. Friedhelm Caspers ihren Betrieb am 1. September aufgenommen. Neben dem Chef besteht das Team der Geriatrie aus dem Oberarzt Hanns Peter Klasen, rund 13 Pflegekräften und sechs therapeutischen Mitarbeitern. Der Versorgungsvertrag sieht in dieser Abteilung 25 stationäre und fünf teilstationäre Betten vor. 40 Patienten können hier insgesamt aufgenommen werden. Davon kann man zunächst rund zehn Patienten teilstationär betreuen. „Der Versorgungsvertrag gibt das her,“ so Chefarzt Dr. Caspers. Der Therapiebereich und der größte Teil des Bettentraktes sind bereits fertiggestellt und voll funktionsfähig. Der Patient findet hier eine Therapieeinheit mit kurzen Wegen und modernen und funktionell eingerichteten Doppelzimmern vor. In dieser Umgebung, in der sich jeder wohlfühlt, wird der ältere Mensch wohnortnah und gut rehabilitiert. Der Bau der neuen Geriatrie kostet allein rund 3,2 Millionen Mark.

Die bestehende Fachabteilung Innere Medizin unter dem Ärztlichen Direktor des Krankenhauses, Chefarzt Dr. Erich Tizek, hat am 1. September mit 80 Betten ihren neustrukturierten Dienst aufgenommen. Trotz Beeinträchtigung und aller Probleme während der Umbauphase hatte Dr. Tizek stets Vollauslastung seiner Abteilung zu verzeichnen. Im Februar dieses Jahres betrug die Spitzenauslastung sogar 133 Prozent.

Doch wie setzte sich der Kampf um den Erhalt unseres Krankenhauses seit der letzten Folge fort?

Die Aktivisten des Tönisvorster Aktionskomitees pro Krankenhaus haben im Juli dieses Jahres, im Einvernehmen mit der Antonius-GmbH-Geschäftsleitung, den Ärzten und MitarbeiterInnen in der chirurgischen Ambulanz Patienten nach ihren Erfahrungen im Tönisvorster Krankenhaus befragt. Komiteesprecher Günter Wolfs dazu: „Wir wollten keine gefilterten Aussagen einholen und hatten nach dem Zufallsprinzip an acht Werktagen innerhalb von drei Wochen die Befragung mit unseren Komiteeleuten durchgeführt.“

Fast 100 Fragebögen wurden von Frauen und Männern unterschiedlichen Alters ausgefüllt. Das Ergebnis der Blitzbefragung wurde von den Komiteemitgliedern ausgewertet und der Klinikleitung sowie den MitarbeiterInnen vorgelegt. Es konnte sich mehr als sehen lassen. Man hatte die Befragten ausdrücklich zu kritischen Anmerkungen ermuntert. Das Ergebnis der Befragung lautete: 95 Prozent der Patienten waren mit der medizinisch-fachlichen Behandlung sehr zufrieden, auch die persönliche Zuwendung innerhalb der Betreuung fanden 93 Prozent sehr gut. Für ihre Höflichkeit bekamen die Mitarbeiter des Krankenhauses zu 91 Prozent beste Noten. Einige Patienten machten zusätzliche Bemerkungen. Eine Frau lobte die persönliche Atmosphäre, ein anderer Patient meinte, er sei noch nie in einem so ansprechenden Krankenhaus gewesen. Diese Umfrage hatte zum Ziel, Anregungen, Kritik und Wünsche von Patienten in die Neuorganisation der chirurgischen Ambulanz des Tönisvorster Krankenhauses einfließen zu lassen.

In einer Pressemitteilung gab das Aktionskomitee über Komiteesprecher Günter Wolfs Mitte Juli Antworten auf häufige Fragen der Tönisvorster Bürger über die künftige Chirurgie, über durchführbare Operationen und was sich für die Patienten ändert.
Bei genauer Interpretation des neuen Vertrages mit den Krankenkassen ändert sich hiernach im Regelfall für Tönisvorst nicht viel. Die Erbringung der chirurgischen Notfallversorgung wurde auf Drängen des Aktionskomitees ausdrücklich im Versorgungsvertrag festgeschrieben. Zu den im Versorgungsvertrag genannten Indikationen gehören neben Verletzungen und Frakturen (Brüche), alle Eingriffe bei entzündlichen Prozessen, die Varizenchirurgie (Krampfadern), proktokologische (Darm) Eingriffe, die gesamte minimal-invasive Chirurgie, selbst die Implantation eines Herzschrittmachers wird benannt.

Sowohl der Geschäftsführer des Tönisvorster Krankenhauses, Dipl.-Kfm. Klaus Becker, als auch der Komiteesprecher Günter Wolfs bemühten sich darüber hinaus, in Gesprächen mit den in Tönisvorst operierenden Gynäkologen um eine Möglichkeit auch im Rahmen der neuen Kurzzeit-Chirurgie gynäkologische Eingriffe im Tönisvorster Krankenhaus zu ermöglichen. Die Gynäkologen setzen sich ebenfalls im Interesse ihrer Patientinnen für eine adäquate, operative, gynäkologische Versorgung ein. Eine Fortsetzung der ausgezeichneten gynäkologischen Belegabteilung war seinerzeit in den Verhandlungen mit den Krankenkassen und mit der Landesregierung nicht durchsetzbar. Umso erfreulicher wäre es, wenn im Rahmen des Versorgungsvertrages möglichst viel aus diesem Bereich erhalten bliebe.

Bei der Leistungserbringung nach dem Versorgungsvertrag gilt demnächst in Tönisvorst das Prinzip: ambulant vor stationär. Das Krankenhaus ist dabei ausdrücklich zur Qualitätssicherung verpflichtet. Das heißt, eine ambulante Operation mit einer maximalen Verweildauer von 24 Stunden ist nur dann vertretbar, wenn kein Risiko für den Patienten entsteht. Selbst wenn eine ambulante Operation geplant war, kann der Patient bei Bedarf im Krankenhaus aufgenommen werden.

Trotz der Begrenzung auf fünf Tage werden die meisten der bisher vorgenommenen Operationen auch in Zukunft in Tönisvorst möglich sein. Durch eine enge Verzahnung mit den niedergelassenen Ärzten wird in der vorstationären Phase Zeit gewonnen werden. Notwendige Voruntersuchungen können in Absprache mit dem behandelnden Arzt durch diesen selbst, oder bei Bedarf, vor der stationären Aufnahme in der Klinik vorgenommen werden. Für die Beratung und Untersuchung durch die Anästhesie gilt das Gleiche.

Auch die gezielte Einbindung der niedergelassenen Ärzte und häuslicher Krankenpflege in die nachstationäre Phase nach Operationen bringt Möglichkeiten der Verkürzung des stationären Aufenthaltes in der Klinik.

Alle Tönisvorster Leistungserbringer im Gesundheitswesen sind aufgefordert, gemeinsam optimale Verhältnisse im Interesse der Patienten zu verwirklichen. Hierdurch wird sich Tönisvorst im Interesse der zu behandelnden Patienten nicht nur für die Krankenkassen zum Modell entwickeln. Dies gilt insbesondere, wenn es gelingt, alle, die sich in den vergangenen Jahren für den Erhalt des Tönisvorster Krankenhauses eingesetzt haben, auch weiterhin ans Krankenhaus zu binden.

Auch andere Krankenhäuser ähnlicher Größe wie in Tönisvorst werden in Zukunft nicht mehr alle Operationen wie bisher durchführen können. Spezialisierung und die enorm steigenden Kosten für Spezialgeräte werden überall zum Umdenken zwingen. Die Rahmenbedingungen des „Gesundheitsstrukturgesetzes 2000“ werden zusätzlichen Druck zur Reorganisation bewirken. Das Krankenhaus in Tönisvorst ist dann anderen Einrichtungen einige Schritte voraus.

Die Bemühungen der Geschäftsführung des Tönisvorster Krankenhauses, auch nach der Umstellung des Hospitals ambulante Operationen aus dem Bereich der Gynäkologie möglich zu machen, haben inzwischen zu Lösungen geführt. Mit den niedergelassenen Gynäkologen Franz-Ludwig Meyer und Dr. Herbert Mathiszik arbeitet man bereits kooperativ zusammen.

Erfreulich ist zu vermerken, dass die Tönisvorster Politiker dem Wunsch des Aktionskomitees, das Thema Krankenhaus aus dem Kommunalwahlkampf herauszuhalten, nachgekommen sind. Hierdurch konnten die notwendigen Entscheidungen im Antoniuszentrum-GmbH-Aufsichtsrat und in der Gesellschafterversammlung zügig beschlossen werden.

„Entlassungen“, hebt der Geschäftsführer der Antoniuszentrum GmbH, Dipl.-Kfm. Klaus Becker, hervor, „hat es auf Grund der Umstrukturierung des Krankenhauses nicht gegeben“.

Die Weichen für unser Tönisvorster Krankenhaus sind nun auf „Freie Fahrt“ gestellt. Das Führungsteam des Krankenhauses und unsere Kommunalpolitker haben nun die zukünftige Verantwortung für den Fortbestand unseres Krankenhauses.

Die Aktivisten des Tönisvorster Aktionskomitees pro Krankenhaus und die Tönisvorster Bürger werden sicherlich auch in Zukunft darauf achten, dass der „Zug“ Tönisvorster Krankenhaus immer genügend „Dampf im Kessel“ hat. Andernfalls wird man auf „Warnpfiffe“ wieder kampfbetont reagieren.

Abschließend wünsche ich unserem Tönisvorster Krankenhaus eine allzeit stabile Zukunft.

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